Mätes auf dem Weg nach Santiago
  Tag 9
 

27.03. Lugo - Merlan  31,6km

Rio Miño, die Dritte.
Wirklich gute Betten hier, ich habe hervorragend geschlafen, mit der nötigen Bettschwere klappt das ganz gut. Heute wollen wir mal schauen wie weit wir es schaffen. Zwei Alternativen lassen uns zwischen San Roman (19,6km) und Merlan (31,6km) die Wahl. Mal sehen wie wir drauf sind. So gehen wir um 7Uhr los um auf dem Plaza Mayor für einen schnellen Kaffee nochmals in das schöne Café einzukehren. Danach begeben wir uns durch das Jakobustor auf eine lange Straße hinab um im Tal den Rio Miño zu überqueren. Der Fluss begleitet mich nun schon zum dritten Male auf meinen Jakobswegen, welch Schicksal. Hinter der Brücke biegen wir rechts ab um dann nach 2,3km dem Fluss entlang an einer Kreuzung links hoch der traditionellen Route zu folgen. Es gibt noch eine neue Variante, die Nördliche, die aber 26,6km länger ist. Wir möchten lieber keinen Tag verschenken, zeitig in Santiago sein und gehen den südlichen Weg. Der Camino aus der Stadt heraus verläuft direkt ganz ordentlich abgeschieden vom Straßenlärm durch ländliches Gebiet. Kilometerlang, ohne jegliche Abwechslung, gehen wir weiter in Richtung Westen. Zwar kommen wir nach und nach an ein paar Bauernhöfen und Landhäusern vorbei, die Landschaft ist herrlich entspannend doch vom Hocker reißt mich das nicht. Und wenn schon, dann fressen wir halt einige Kilometer und unsere kleine Gruppe zieht sich allmählich auseinander. Jeder geht halt so schnell wie er sich fühlt. Meine Compañeros verschwinden nacheinander zwischendurch mal in die Büsche, so gehe ich bald alleine vorneweg und mein MP3 Player unterhält mich quasi. In 100 – 200m Entfernung sehe ich zwei Hunde am Straßenrand sich balgen, freundschaftlich oder beißend kann ich nicht erkennen. Was tun? Auf die Anderen warten? Ne ne, weiter geht’s. So geschieht es das aus einem Feldweg ein Traktor mit einer alten Bäuerin am Steuer auf die Landstraße biegt und in meine Richtung fährt. Die Hunde lassen voneinander ab, der eine große Hund verzieht sich nach rechts in Richtung eines Hauses. Der Andere aber, der große schwarze Hund, läuft neben dem Traktor her, begleitet seine Herrin und kommt langsam auf mich zu. In respektabler Entfernung frage ich die Bäuerin, wenn das bei dem Lärm des Gefährts überhaupt geht, ob ihr Perro friedlich sein wird doch sie winkt nur ab. Der Vierbeiner beachtet mich überhaupt nicht und trottet an mir vorbei. Puh. Ich beobachte den anderen frei laufenden Hund, doch er bemerkt mich nicht. Für ein kurzes Stück verlasse ich die Straße und ein kleiner Hohlweg sorgt für ein wenig Abwechslung. An einer Kreuzung in San Roman warte ich auf meine Freunde. Hier ist ein Wegweiser nach Palas del Rei zu sehen, die Vorfreude auf die Rückkehr zum Camino Frances steigt wie jeck. Die bisher gegangen Kilometer vergingen wie im Flug. Es ist gerade mal 11Uhr und ein gutes Frühstück in einer Bar wird uns stärken. Hier treffen wir endlich wieder auf andere Pilger. Zwei heißblütige Spanier umgarnen eine junge blonde deutsche Frau, Sarah aus Paderborn. Die Drei haben hier übernachtet und wollen gleich erst starten. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Für kleines Geld bekommen wir hier die besten, größten und frischesten Bocadillos die ich je gegessen habe. Den Belag kann sich jeder selber aussuchen. Salami, guter Käse und oder Serrano-Schinken der direkt von der Keule geschnitten wird auf einem knusprigen Baguette. Mein Bocadillo ist so riesig das ich den einen Großteil in Alufolie einpacken lasse fürs Abendbrot. Gut genährt nehmen wir das letzte Drittel des Tages in Angriff. Von nun an führt der Camino kaum noch über längere Stücke Landstraßen sondern wieder  wunderschön quer durch die Prärie. Dichte Nadelwälder auf sandigem Boden, kleinere Hügel auf und ab und weite Felder wechseln sich ab. Dann wieder kleinere Nester und Bauernhöfe. Kurz vor Ponte Ferreira holen wir die anderen Drei ein. An einer kleinen alten Römerbrücke schauen sie sich ein altes Gebäude an. Michael kommt mit Sarah kurz ins Gespräch und sagt „prima, nur noch 74,5km bis Santiago“, was er von einem hier stehenden Weg Stein abliest. Daraufhin fragt sie ihn „woher weißt Du das?“ Völlig verdutzt ob die Frage auch ernst gemeint war gab er ihr den Hinweis auf den Stein. Das kannte sie noch nicht, kein Scherz! Kilometerangaben auf dem Weg? Noch nie von gehört! Unglaublich! Eine Partymaus auf dem Pilgerweg zum Apostel, wie von uns Schelmen angenommen. Ein paar Meter weiter kommen wir zur neuen privaten Herberge von Ponte Ferreira. Ein Ehepaar und eine Freundin waren gerade beim restaurieren bzw. legten gerade noch Hand an die letzten Vorbereitungen zur Eröffnung am 01.04.2012, nächste Woche. Von der freundlichen Hospitalera bekommen wir eine Hausbesichtigung. Eine schöne Unterkunft mit allem was der Pilger braucht, oder nicht braucht. Vom Internet zu herrlich neu gefliesten Badezimmern, TV und Telefon. 10€ für die Übernachtung, alles andere kostet extra Euros, einschließlich Waschmaschine, ist ja auch eine Privatherberge. Aber trotzdem ist hier alles mit sehr viel Liebe zum Detail eingerichtet. Sogar ein alter Horreo ist im Ensemble eingebunden, ein rundherum schönes Anwesen. Für Pilgeraussteiger eine schöne Sache, bzw. ein toller Neuanfang als Hotelier. Nach einer kühlen Cerveza gehen wir zum Endspurt über. Mit Bier in den Beinen gehe ich normalerweise nicht gerne weiter und so ist es auch heute, denn der Alkohol (ich glaube es waren zwei Flaschen….) lässt mein Tempo doch spürbar langsamer werden. Zudem ist es sehr heiß, so um die 28°C. Trotzdem kommen wir gut gelaunt in Merlan, auch hier gibt es eine neue Herberge, an. Eine nette Bauernfrau vom Nachbarshof nimmt uns in Empfang und stempelt unsere Ausweise ab. 5€, ein guter bis sehr guter Preis für die schöne Herberge. Die sanitären Einrichtungen sind top und in den Fluren werden die Lichter mittels Bewegungsmeldern ausgelöst zwecks Energieeinsparung. Die Küche ist nagelneu, doch brauchen wir die Geräte nicht weil wir noch Proviant dabei haben und somit entfällt auch die Küchenarbeit womit ich das lästige Geschirr spülen meine. Zwei Brasilianerinnen sind mit uns in der Unterkunft, in getrennten Schlafräumen, untergebracht. Na na, was ihr schon wieder denkt! Wir sind schließlich im Auftrag des Herrn unterwegs und alle in festen Händen, zusätzlich kommen die Damen nicht gerade direkt von der Copa Cabana. Nach einem ausgedehnten Abendmenü mit Apfel, Bocadillo in Alufolie, Cola und Bier aus dem Automaten (Merlan ist nur eine Häuseransammlung, hat keinen Supermarkt) telefoniere ich noch mit meinem Schatz in good old Germany und gehe früh zu Bett. Wir schließen die Fenster damit die strenge Landluft nicht in unser Zimmer gelangt und genießen die nagelneuen Betten mit eigener Nachttischlampe. Ich schlafe mit dem freudigen Gedanken an Morgen ein indem ich an Melide denke, an Arzua und all die Wege die ich vor zwei Jahren schon einmal habe gehen dürfen. Damals, als ich mit meinem Bruder Alfredo, Gitte und Irmgard eine unvergessliche Zeit hatte. Camino Frances, ich komme.



Den Rio Miño überquert, dann ein letzter Blick auf Lugo.


Massive Pforte eines großen Anwesens außerhalb Lugos am Weg...


.. mit der Tafelaufschrift. "Lugo grüßt die Pilger und wünscht eine gute Reise."


Michael am 100km Stein.



So verlief der Weg hauptsächlich in der ersten Tageshälfte.


Nicht sehr abwechslungsreich aber die Kilometer fliegen vorbei.


Kommt auf dem Bild nicht so schön rüber wie im Original, ein wilder Rosenstrauch.


Der Weg ab Lugo ist quasi idiotensicher ausgeschildert mit Wegsteinen. Leider sind die Messingschilder ein beliebtes Mitbringsel für Zuhause und sehr viele sind entwendet.


No Words.


Prima angelegter Weg. Falls es hier regnet, und das ist oft der Fall, fließt das Wasser links und rechts vorbei.


Pause.


Was soll man sagen, einfach nur zum Genießen...


...und die Landschaft auf sich einwirken lassen.


Ein Huhn auf der Straße, nichts Besonderes, klar. Aber hinten Links liegt ein großer Hund in Absprungposition und passt wahrscheinlich auf das Gelege auf. Er sieht uns sicher schon längst kommen. Dem Huhn wollten wir natürlich keine Feder krümmen, aber das weiß der Hund ja nicht, so gehen wir ganz langsam näher...


...das Huhn flüchtet vor uns und, nichts passiert, puh! An die Hunde kann ich mich einfach nicht gewöhnen, irgendwann hat mich einer mal am Ar......... :-)


Palas del Rei ganz in der Nähe.


Der Wegstein an dem Michael die Partypilgerin aufklärte.


Pilger, freut euch auf die wunderschöne neue Herberge.


Einer Schlafräume, mit viel Stil eingerichtet und doch sehr Ursprünglich.



Ländlich, sehr ländlich hier.


Die Herberge in Merlan. Auch diese Unterkunft ist von der Architektur dem Landesstil angepasst. Wunderbar.


Abendbrot mit Cola und Bier, so lässt es sich leben als Schreiberling.

 
   
 
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