Mätes auf dem Weg nach Santiago
  Tag 2
 

20.03. San Juan de Villapañada - Bodenaya  28,3km

Raúl Gonzales Blanco.
Schlecht geschlafen, es war sehr kalt. Um drei Uhr das erste Mal wach um zur Toilette zu gehen. Danach kann ich gar nicht mehr richtig einschlafen. Zusätzlich steht unser japanischer Mitpilger um 04:30Uhr auf und knistert mit seinen Plastiktüten. Im Gemeinschaftsraum nimmt er wohl ein langes Frühstück zu sich, aber leider ist der Raum nur mit einer Mauer vom Schlafsaal getrennt die nicht hoch bis zur Decke reicht, so ist es auch mit der Dunkelheit vorbei. Uns bleibt nichts anderes übrig als auch aufzustehen und etwas zu essen. Ein Getränkeautomat spendet warmen Kaffee. So stiefeln wir um 06:30Uhr im Dunkeln los, außerdem ist es noch nebelig dabei und sehr kalt. Die 900m zurück zum Camino sind schnell erledigt und schon geht der Weg steil hoch durch die Wolken und entlang der Autobahn die bald enden soll. Bis knapp 400m auf dem Alto de Cabruñana steigen wir stetig bergauf, so dass nach einer Stunde schon die warmen Klamotten teilweise abgelegt werden können. Dann folgen wir noch kurz der Autobahn die mit einem Mal endet und wir beim durchschreiten der Wolken den Weg inmitten einer Baustelle nicht mehr finden. Dank Michaels GPS halten wir in etwa die Richtung und finden endlich auch die gelben Pfeile wieder die den Arbeiten auf der Autobahnbaustelle vorhin verschwunden waren. Ein schwieriger Abstieg mit glitschigen Steinen lässt unser Tempo verlangsamen. Toshi rutscht aus und stürzt direkt vor meiner Nase, er lässt sich nicht anmerken aber das hat sicher weh getan. Im Tal folgen wir der N634 bis wir den Fluss Narcea vor Cornellana überschreiten. 9km sind geschafft, nun frühstücken wir in einer kleinen Bar im Ortszentrum. Toshi startet vor uns und als es endlich milder wird gehen auch wir los. Die nächsten 4km wandern wir durch einen kleinen Laubwald um dann durch ein schönes Tal mit herrlichem Sonnenschein und mit viel Weitblick zu spazieren. Die Autobahnbaustelle fängt kurz vor Salas wieder an und in der Ferne sehen wir eine hohe Brücke die über den höchsten Berg hier in der Nähe führt. Na hoffentlich müssen wir da nicht drüber. In Salas kaufen wir ein wenig Proviant für den Abend ein, trinken uns einen guten Kaffee mit Blick auf den Festungsturm der Stadt aus dem 14.Jahrhundert. Wir sind sehr früh in der Zeit und machen uns keinen Stress. Unser japanischer Begleiter ist schon unterwegs als wir ebenfalls aufbrechen. 7,3km teilweise schwere Kilometer kommen nun auf uns zu. Zuerst geht es noch sanft bergauf entlang eines wilden Gebirgsbachs, dann immer steiler hinauf und ständig sehen wir die Pfeiler der Baustelle über uns. Dann laufen wir ein Stück der Nationalstraße entlang, verlassen Diese dann wieder und gehen dann direkt neben der noch nicht befahrenen Fahrbahn bis zum heutigen höchsten Punkt auf 680m. Es ist hier merklich kälter weil der Wind uns um die Ohren pfeift. Windräder bestimmen das Bild auf der Hochebene von Bodenaya. Nicht mehr lange, dann erreichen wir die Albergue von Bodenaya. Toshi ist schon da. Alejandro, ein ehemaliger Taxifahrer aus Madrid hatte seinerzeit sein Leben in der Großstadt aufgegeben und dieses Gebäude übernommen und liebevoll ausgebaut. Überall sieht man die schönen Details der Innen.- wie auch Außeneinrichtung. Keltische Symbole, asturische Zeichen und Wegweiser in die Welt. Wir können unsere Wäsche abgeben, Kaffee oder andere Getränke sind zur freien Auswahl vorhanden, er kocht uns ein leckeres Abendessen, das Frühstück für nächsten Morgen ist auch dabei. Eine kleine Büchersammlung, Gesellschaftsspiele, schöne Musik und ein warmer Kamin runden das ganze Bild wunderbar ab. Seine Freundin aus dem Baskenland geht ihm zur Hand. Und alles ist auf Spendenbasis aufgebaut. Morgen, wenn wir losziehen, können wir geben was wir möchten und in eine kleine Kiste einwerfen. Schon wieder sind wir Drei alleine, keine anderen Pilger unterwegs. 16 Betten im OG, ein paar davon in kleineren Räumen die sich sogleich Michael und Toshi unter den Nagel reißen. Ich kann mir ein Bett im großen Flur aussuchen und alle meine Sachen auf vier Betten verteilen, ausbreiten, lüften und neu sortieren. Während meine Mitpilger nacheinander duschen warte ich bei Alejandro und Alaitz, so heißt seine Freundin, im gemütlichen Gemeinschaftsraum und komme so mit den Beiden ins Gespräch. Ich spreche ihn auf Fußball an und das er aus Madrid kommt. Er ist ein riesengroßer Raúl Fan. Und was trage ich seit heute Morgen unter dem warmen Pullover? Genau, mein Schalke Trikot vom "El Rey del Futbol", Señor Raúl Gonzales Blanco!!!! Ich frage Alejandro ob er schon einmal vom geilsten deutschen Fußballclub gehört hat? Und er kennt natürlich die Knappen. Da ziehe ich meinen Pulli aus, drehe ihm die Nummer 7 zu und schon war ein neuer Schalker geboren und ein Special VIP Gast in der Herberge ebenso Wir geben unsere Wäsche ab, Alaitz schmeißt die Waschmaschine an und wir machen es uns am großen Esstisch gemütlich. Als mein Trikot über dem Ofen zum Trocknen hängt, Alejandro hinter der Theke eine leckere madrilenische Linsensuppe für uns kocht, verrate ich Alaitz das ich Alex (sein Rufname) das Shirt schenken werde wenn es trocken ist. Das bekommt er natürlich mit, steigt nach dem Abendessen ins Auto und holt von Zuhause ein Real Madrid Trikot. So feiern wir am Abend noch einen netten Trikottausch mit Vino Tinto und viel Orujo. Ganz nebenbei erfahre ich das Alaitz aus Bilbao stammt und heißer Fan von Athletic Bilbao ist. Nächste Woche Donnerstag empfängt bekanntlich der S04 den Club aus dem Baskenland zum Viertelfinal Hinspiel in der Euro League, tja, so schließt sich der Kreis. Dann gibt Alejandro mir noch einen Tipp mit auf den Weg. Ich soll doch seinem Freund Joan in Arzua von ihm grüßen indem ich ihn in seiner Bar Mandala, gegenüber der öffentlichen Herberge, besuche und das weiße Real Trikot präsentieren, er ist nämlich Barcelona Anhänger durch und durch. Es gibt Geschichten, die erlebt man nur auf dem Camino, und nur wenn man Schalker ist. Glück auf und gute Nacht.



Michael vor mir nachdem wir den ersten Anstieg des Tages hinter uns hatten.


Toshi und ich im Morgennebel...


...nachdem Michael mittels GPS die ungefähre Richtung vorgab und wir die Pfeile wiedergefunden hatten.


Der Abstieg herunter nach Cornellana. Aufgepasst, gleich fällt der kleine Toshi auf den Allerwertesten


Gut 1/3 des Tagesweges ist an der Brücke geschafft.


Wenig bis gar kein Wasser im Fluss Narcea. Am vorherigen Wochenende war hier in Cornellana ein großes Heimatfest für die traditionelle Lachsfischerei, schade, knapp verpasst.


Blick zurück nach Cornellana. Die Wolken quälen sich aus den Tälern hinauf.


In der Ebene vor Salas. Die Sonne hatte sich endgültig durchgesetzt.


Die neue Autobahn, na wenigstens haben sie uns eine Unterführung gebaut :-)


Geschäftiges Treiben in Salas.


Der Festungsturm von Salas aus dem 14. Jahrhundert.


Hinter Salas gehen wir am Gebirgsflüsschen Nonaya entlang, es geht direkt stramm bergauf, bis...


...es noch viel "strammer" hinauf geht.


Oben angekommen laufen wir an der neuen Autobahn entlang.


Dieses Stück Weg war doch ziemlich anstrengend, zumal wir uns am Tagesende befinden und der eintretende kalte Wind von Vorne kam.


Doch die schöne Albergue von Alex sollte uns für die Strapaze entschädigen.


Schöner asturischer Horreo integriert.


Lauschiger Platz unter dem Horreo.


An den Wände Wegweiser mit Kilometerangaben in die ganze Welt.


Über der Haustür die asturische Flagge.


Ein Wegstein mit keltischem Zeichen.


Die Albergue von Innen: Links ein großer gemütlicher Esstisch an dem Michael gerade sitzt. Daneben steht Alaitz mit ihrem Handy am Fenster (nur dort ist Handyempfang :-)) Die Theke mit der dahinter montierten Küche. Rechts der Duschraum.


Die Treppe führt hoch in die Schlafräume.


Der Eingangsbereich mit Kamin.


Das Vierbettzimmer in dem Michael sich breit gemacht hat.


Rechts der kleine Raum in dem Toshi sein Nachtlager eingerichtet hatte, ich war im Flur.


Alejandro&Alaitz.


Trikottausch mit Alex.


Der Mätes mit Señor Raul im Arm :-)

 
   
 
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