Mätes auf dem Weg nach Santiago
  Tag 4
 

22.03. Borres - Berducedo  24,9km

Hoch hinaus auf der Hospitalesroute.
Keine Ahnung warum ich schon wieder um ca. 3Uhr wach werde. Der Vortag war anstrengend genug und einen ordentlichen Schlaftrunk hatte ich auch genommen, zusätzlich arbeitet die Heizung neben meinem Bett einwandfrei. Na gut, wenn ich einmal wach bin bringe ich halt ´ne Stange Wasser weg. Auf dem Weg zum Klo begegne ich noch jemand der nicht schlafen kann, eine kleine Feldmaus sucht schnell das Weite vor mir. Gegen 05:30Uhr stehen wir drei auf und starten die Etappe pünktlich um sechs. Ein traumhafter sternenklarer Himmel begrüßt uns draußen bei kühler Luft. Heute könnten wir einen Sonnentag erwischen, die Chancen stehen gut. 8,7km stetig steil bergauf, so einen Anstieg bin ich noch nie gegangen, mal sehen wie es wird. Genügend Wasser im Rucksack ist dabei, denn erst nach 22km kommt die erste Bar, dadurch erhöht sich aber auch das Gewicht des Rucksacks doch heute am vierten Tag merkt man das gar nicht mehr. Die Füße und der Rücken haben sich längst an die Anstrengung gewöhnt und die Beine gehen automatisch vorwärts. Die erste Stunde laufen wir hauptsächlich durch einen Wald mir unseren Lampen, danach durchqueren wir Weideland, kleinere Häuseransammlungen und Bauernhöfe. Als wir die Zivilisation hinter uns gelassen haben geht auch schon die Sonne hinter unserem Rücken auf. Der Blick zurück nach Osten ist atemberaubend. Die Wolken schlafen noch und hüllen die Bewohner Asturiens in Dunkelheit. Wir dagegen genießen die warmen Sonnenstrahlen und entledigen uns der warmen Funktionsoberteile. Nach zwei Stunden Aufstieg machen wir eine Frühstückspause und sammeln uns wieder. Ich hatte die Beiden ein Stück vorlaufen lassen weil ich ständig stehen bleibe weil ein Foto nach dem Anderen in meiner Sony landet. Ein Panorama schöner als das Andere. Je höher wir gehen desto kälter wird es, und schon kommen die warmen Klamotten wieder über den Körper. Wie aus dem Nichts stehen auf einmal zwei Wildpferde in der Gegend herum und fressen gemütlich ihr sattes frisches Gras. Sie sind sehr scheu und lassen mich nicht näher heran kommen. Dann sehen wir schon den nächsten Hügel auf dem allerdings noch Schnee liegt, na das wird lustig :-). Doch bevor es noch weiter hoch geht treffen wir auf die nächste Wildpferd Herde. Mehr als zehn Gäule die uns misstrauisch beobachten und immer genügend Abstand halten sobald ich eines mal streicheln möchte oder nur die Hand ausstrecke. Wildpferde am Jakobsweg, schon jeck, ich bin begeistert. Die Hospitalesroute hat ihren Namen von den mittelalterlichen kleinen Hospitälern auf dem Weg über die Berge deren verfallene Reste hier verstreut zu bestaunen sind. Es gibt alternativ noch eine neue Route die nicht minder schwer zu gehen, aber dafür kürzer ist und die Aussicht soll nicht so berauschend sein wie die traditionelle heute von uns. Nun geht es hinauf in den Schnee, zuerst steil bis ganz steil dann wieder moderat aber dafür durch alte und tiefe Schneebretter. Mittlerweile haben wir alles angezogen was irgendwie wärmt, inklusive Handschuhe. Der Wind pfeift uns um die Ohren so dass ich meine Kapuze bis tief über den Kopf fest geschnürt habe. Das pfeifen und der Anblick der Landschaft erinnert mich an Winter-Naturdokumentationen aus dem Fernsehen. Gelbe Pfeile sind alle paar Meter auf kleinen Steinen auf dem Boden gemalt, hier herrscht normalerweise immer schlechteres Wetter als heute um dann im Nebel den Weg nicht zu verlieren. Wir kommen zu den Ruinen der alten Hospitäler. Schon toll was die Leute hier im Mittelalter erbaut hatten. Dann geht’s noch einmal höher und wir haben den Höchsten Punkt des Primitivos auf 1216m erreicht. Atemberaubendes Panorama, wunderbare Fernsicht, klare Luft zum durchatmen (ich mach mir trotzdem eine Zigarette an, enjoy ) Erinnerungsfotos. Ich schicke ein Dankeschön an Jakobus hoch zum Himmel für das tolle Wetter. Hundert Meter hinunter, dann wieder hinauf. Bald machen wir am Pass des Alto de Santa Marta eine längere Pause. Die Sonne nimmt an Kraft zu und die Kleidung kann wieder etwas an den Rucksack abgegeben werden. Ein letzter Anstieg und wir treffen am Pass des Puerto de Palo auf die alternative Route und auf die dortige Schutzhütte die wir Jakobseidank nicht in Anspruch nehmen müssen. Dann geht es bergab. Aber mal richtig bergab! Auf wenigen Metern Entfernung über 200m hinunter auf Geröll, Wurzeln und Steinen. Die Knie schreien, oder waren es die Adler? Im halb verlassenen Bergdorf Montefurado (hier wohnen Menschen??!!!) fühle ich mich spitzenmäßig. Das Wetter wird immer besser und heißer, absolut mein Wetter, die Füße und Beine fühlen sich fit an und so stöpsele ich mir die Hosen und die Ärzte in die Ohren und marschiere ab wie eine Rakete. In kürzester Zeit verliere ich meine Compañeros aus den Augen, ab und zu sehe ich einen orangefarbenen Punkt in der Wildnis hinter mir, das ist Michael. Moderat runter und rauf bei wunderschöner Landschaft, ultreya. Um ca. 14Uhr komme ich im Dorf Lago an, noch einen netten Anstieg inmitten des Dorfes und dann habe ich endlich die Bar im Ort erreicht. Mit den Anderen bestellen wir natürlich ein Menu del Dia. Im Kellerspeisesaal essen wir dann gemeinsam mit den Malochern der Gegend die hier ihre Mittagspause machen, ausschließlich Männer, unser vorzügliches Mal. Wie immer vier Gänge. Mit Suppe, Reis und zweimal Fleisch und Nachtisch inklusive Vino Tinto. Schon wieder dieses außerordentlich zartes Fleisch welches ich schon in Oviedo gegessen hatte. Von der Wirtin bringen wir in Erfahrung dass es sich um Ziege handelt. Die letzten knappen vier Kilometer geht es eben durch einen kühlen Wald und über Felder zum Tagesziel nach Berducedo. In der Herberge sind wir wieder die Einzigen. Die Hospitalera kommt vorbei und wischt noch einmal durch, kassiert 5€, so können wir uns breit machen, die Wäsche waschen und in die Sonne im Garten hängen. Die Heizung noch schnell angeschmissen, so gehen wir um die Ecke zum Supermarkt die auch eine kleine Bar beherbergt. Ein paar Bierchen, den Wetterbericht im TV geschaut und Tagebuch schreiben. Morgen der schwierige Abstieg zum Stausee hinunter, 6km lang und 900m herunter, mein letzter Gedanke bevor ich einschlafe. Gracias por el bien tiempo jacob.



Die Hospitalesroute nach rechts folgend, die Alternativroute links entlang.


Sternenhimmel, wie für uns bestellt, wow!


Ein herrlicher Morgen...


..und die Aussicht zurück ins Tal, einfach nur schön.


Müsliriegel zum Frühstück.


Toshi studiert seinen Wanderführer.


Genießen...


...enjoy...


...immer weiter hinauf...


...Pilgerherz was willst Du mehr?


Und diese Ruhe, wunderbar.


Das erste Paar Wildpferde friedlich grasend.


Michael bestaunt die Klepper, bevor es weiter geht. Der nächste Anstieg wartet da hinten auf uns.


Und die erste Ruine eines Hospitals aus dem Mittelalter.


Sehr scheue Herde, direkt auf unserem Weg.


Der Weg rechts hoch sieht zwar hier nicht sehr steil aus, isser aber. Das Schwarze ist verbrannte Erde.


Tiefer Schnee, wie im Winter und dazu sehr kalt.


Man, hatten wir ein Glück mit dem Wetter. Super.


Das nächste "Krankenhaus".


Fast ganz oben angekommen.


Mit Toshi auf dem höchsten Punkt des Camino Primitivo.


Tolle Pilgergemeinschaft.


Längere Pause bevor es zum Abstieg weiter ging.


Michael, kurz bevor es steil hinter ging...


...auf diesem Weg. Ein Weg? Wo ist denn hier ein Weg zu erkennen? Bei Regenwetter und glatten Steinen sicher sehr gefärlich.


Hier wohnen doch tatsächlich noch ein paar Menschen.


Die letzten Meter vor dem Tagesziel in Berducedo.


Links unsere Herberge. Kuhabtrieb ins Dorf. Vorne weg ging die Bäuerin, dann kamen die Rindviecher und hinten schiebt der Bauer auf dem Traktor die Herde vor sich her.


Nach dem Duschen ein kleines Schläfchen am Nachmittag. Immer ganz cool, der Mätes. Selbst im Schlaf die Hände lässig in der Hosentasche :-)


Unser Bierchen am Abend in der Bar. An der Theke standen einige Leute aus dem Dorf. Als Michael ein paar Mal herein und heraus ging und an der Eingangsecke vorbei kam fiel ihm auf das es richtig stinkt hier drin. Doch ich roch gar nichts! Als ich dann nach einer Zigarette draußen den selben Weg an den Leuten vorbei machte roch ich es dann auch. Und was war der Grund? Der Bauer der am Nachmittag die Kühe von der Alm trieb stand auch an der Theke und er hatte eine 2cm dicke Scheiße Schicht unter seinen Schuhen.
 

 
   
 
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