Mätes auf dem Weg nach Santiago
  Tag 12
 

30.03. Predouzo - Santiago de Compostela  21km

Die Kinder werden um 7Uhr geweckt und ich schließe mich dem Weckdienst an. Eine sehr ruhige Nacht, trotz voller Belegung, das hätte ich nicht erwartet. Gute Erziehung die Kids. Ich trinke mir noch einen Kaffee aus dem Automaten und starte um 7:40Uhr noch vor der Schulklasse im Dunkeln zum Weg nach Santiago. Hinter dem Ort muss ich auch schon durch einen düsteren Wald. Meine kleine Lampe leuchtet mir den Pfad aus. Nicht lange und es dämmert der Morgen, Taschenlampe wieder weg. In Amenal unterquere ich die N 547 und komme nach 2,4km zu der Bar in der wir letztes Jahr noch gerade so einen Platz bekommen hatten für den ersten guten Kaffee. Der Laden ist zwar geöffnet aber kein einziger Pilger nutzt die Gelegenheit zum Frühstück, ich bin wohl ein ganzes Stück hinter der Meute zurück denn auch sonst habe ich bisher noch Niemanden getroffen. Schon geht es durch ein Farnfeld hinauf in Richtung Flughafen. Ich gehe ein Stück der Lande,- bzw. Startbahn entlang und hoffe gleich noch andere Pilger zu treffen denn sonst kann ich am bekannten Santiago-Stein kein Bild von mir machen lassen. Doch zuerst sehe ich die Ryanair Flieger die mich Übermorgen nach Hause fliegen werden. Das Foto am Stein bekomme ich von einem Pilgerpaar gemacht, dann geht es ein Stück der Autobahn entlang nach Lavacolla, dem Ort den der Flughafen seinem Namen verdankt. Im gleichnamigen Bach wasche ich mir, wie es der Brauch vorschreibt, mit kaltem Wasser den Nacken um nachher sauber die Kathedrale zu betreten. Der Camino verläuft leicht hügelig durch kleinere Siedlungen und Weiler, dazu immer auf Asphalt. In Vilamaior bekomme ich in einer neuen Bar, ein alter umgebauter Bauernhof, eine Tasse Kaffee. Pilger sind immer noch nicht zu sehen. Bevor ich weiter gehe kommen die Kinder vorbei und die Ruhe hat ein Ende. 50m hinter ihnen reihe ich mich ein, der nächste Stopp wir der Berg der Freude sein. Selbst mit meinem strammen Schritt, unterstützt von der Vorfreude auf Santiago, lässt mich die Gruppe nicht einholen. Nur wenn sie die Lehrer aufrufen um auf Nachzügler zu warten komme ich etwas näher. Aber ist ja klar, denn sie sind 30Jahre jünger und tragen keinen schweren Rucksack. Trotzdem möchte ich dem Stimmegewirr entkommen und lege einen Gang zu. Nachdem ich an ihnen vorbei bin bringe ich nur sehr zäh etwas Abstand zwischen der Gruppe und mir. Hinter der großen TV-Anstalt vom spanischen Staatsfernsehen, welches hier kurz vor der Stadt den Sender TV-Galicia beheimatet, habe ich genügend Distanz zwischen uns und kann mal eben in die Büsche austreten. Kurz vor San Marcos habe ich mir doch glatt die Füße sauer gelaufen und meine Sehnen fangen an zu schmerzen. Noch ein Stück durch den Ort und schon bin ich am Monte de Gozo angekommen. Außer mir sind noch eine Handvoll junger Chicas, sie gehören zu der Kindergruppe und sind wohl mit dem Bus hierhin gefahren worden, am Denkmal. Unglaublich, nix los hier, wunderbar. Ich lasse mich schnell fotografieren und schon trifft die Jugendgruppe ein. Noch vor den Kindern gehe ich weiter. Vorbei am Herbergskomplex hinunter über die Autobahnbrücke, aber was ist das? Wo ist das Santiago-Ortsschild, das Schild welches schon mehrere hunderttausendmale als Motiv Gleichgesinnter herhalten musste? Wie schade, dann eben ohne Foto weiter. Auf der Praza Concordia schaue ich mir die Steele an auf der viele berühmte und weniger berühmte Menschen in Bronze dargestellt sind. All diese Berühmtheiten haben sich in den Geschichtsbüchern als Santiagopilger verewigt. Da überholt mich die Gruppe schon wieder und ich versuche erst gar nicht an ihnen vorbei zu laufen. Ich gehe eine Weile hinterher und suche mir ein Café um einen guten Kaffee zu trinken und um später ohne großen Rummel mein Ziel zu erreichen. Äußerlich völlig entspannt genieße ich die kurze Pause in der Bar Monterrey, Innerlich aber erfüllt mich die magische Anziehungskraft der Kathedrale die nur wenige Minuten entfernt ist aufs Neue unbeschreiblich. Nach dreißig Minuten des Wartens gehe ich weiter. Schon überquere ich den riesigen Kreisverkehr in dem von links die Rúa de Berlin mündet, rechts hoch ist der ebenso große Busbahnhof zu sehen. Ich folge der belebten Rúa dos Concheiros bis ich auch schon bald einen Blick auf die bekannten Türme erhaschen kann. Kurze Zeit später durchschreite ich die Porta do Camino und befinde mich in der historischen Altstadt. Nach ein paar Ecken höre ich endlich den Dudelsackspieler auf der Nordseite der Kathedrale. Keltische Musik zum Empfang, Gänsehautfeeling pur. Nur noch links um die Ecke und die Praza do Obradorio im herrlichen Sonnenschein mit nur wenigen Menschen vor mir, genauso wie ich es mir gewünscht hatte. Es ist immer wieder ein ergreifender Augenblick in Santiago de Compostela anzukommen. Wer noch nie hier war der sollte nicht allzu lange damit warten denn die Pilger. – und Touristenströme werden immer mehr. Ich lege mich flach auf den warmen Steinboden, wie Millionen Pilger vor mir ebenso, und inhaliere förmlich die Kraft dieses geschichtsträchtigen Orts. Dann lasse ich mich wieder fotografieren und warte noch ein wenig, da kommt auch schon Michael auf mich zu. Wiedersehensfreude, Glückwünsche, ein wirklich herzliches Treffen als ob wir uns ewig nicht gesehen hätten. Michael führt mich dann zur Unterkunft in der er für mich sicherheitshalber ein Zimmer reserviert hat. Im Convento San Martin Pineiro in dem außer Mönche auch Pilger und Urlauber untergebracht sind beziehe ich ein schmuckes Zimmer für wenig Geld. Ein sehr altes aber gut erhaltenes Gebäude welches aus mehreren Flügeln besteht. Tausend Jahre alte Mauern von außen, von innen modern eingerichtet mit Liebe zu Detail. Die dicken Mauern haben schon im Mittelalter vielen Menschen eine Unterkunft geboten und das spürt man hier auf Anhieb. Hier sind wir prima untergebracht. Dann geht es zum Bummeln in die Stadt. Am Abend begeben wir uns zur Messe in der wir den Botafumeiro sehen können. Danach stellen wir uns in der Garage des Paradors von Santiago, dem Hostal Reis Catolicos in den Eingang und warten. Toshi gesellt sich zu uns und der kleine Japaner ist, ebenso wie ich, voller Freude über unser Wiedersehen. Das Parador hat 5 Sterne und ist mit das beste Hotel in ganz Spanien und dazu wohl das älteste der Welt. Früher war es ein Krankenhaus mit dem Namen Hospital Real, wurde aber zum Hotel umfunktioniert mit der Bedingung der Kirche das auf Immer die ersten 10 Pilger die sich hier Morgens, Mittags oder Abends einfinden und ihre Compostela vorzeigen ein kostenloses Mahl bekommen. Nach kurzer Wartezeit nimmt der Pförtner uns und noch vier Pilger in Empfang und führt uns durch die alten Gemäuer. Vorbei an einer großen Kapelle und durch zwei wunderschöne Patios bringt er uns zum Speisesaal der Pilger. Dann gehen wir in die Küche, hier stehen wir an wie in einer Kantine. Ein ausgezeichnetes Essen muss ich sagen, sehr lecker. Nach dem Essen schlendern wir gemütlich durch das alte königliche Hospital und verlassen das Parador durch den Hauptausgang. Wir verabschieden Toshi, er fährt heute Abend mit dem Zug nach Madrid um von dort Morgen nach Hause zu fliegen, und suchen uns eine Bar in der Rúa do Vilar. In der belebten Gasse verbringen die meisten Einwohner und Pilger den Abend und die Nacht. Wir treffen ein paar bekannte Gesichter und schlürfen Cerveza. Unsere Getränke haben wir schon bezahlt als plötzlich Trommelwirbel zu hören ist. Eine Prozession nähert sich aus Richtung Kathedrale die Gasse hinauf. Viele Trommeln und im Hintergrund ist ein Schlagen zu hören, ziemlich unheimlich. Zuerst kommt eine Gruppe Trompeter, sie spielen anfangs noch nicht, und bewegen sich im Wiegeschritt äußerst langsam fort. Danach folgen Trommler die den Takt vorgeben. Der ganze Zug ist in schwarzen Umhängen mit lilafarbenen Schleifen und spitzen Kapuzen gekleidet in denen jeweils drei Löcher für Augen und Mund geschnitten sind. Das alles sieht ziemlich schaurig aus. Dann folgen ein paar Messdiener und darauf eine Kapuzengruppe in deren Mitte ein schweres Holzkreuz getragen wird, allesamt mit Fackeln in den Händen. Eine Gruppe Gläubige, meist Frauen aus der Gemeinde, führt dann den Tross von zehn Personen an die die Madonna auf einer schön geschmückten Sänfte trägt. In der Brust der Madonna steckt, grauenvoll, ein Schwert. Die Träger führen lange Eisenstangen die am oberen Ende wie ein U geformt sind und die bei jedem zweiten Schritt auf den alten Boden der Altstadt geschlagen werden. Auch dieses Geräusch hört sich sehr mystisch an. Hierauf folgt eine Gruppe Frauen die Trauer tragen. Zum Schluss folgen noch wichtige Leute der Stadt und eine Kapelle.Hier ein kurzer Film zum Anschauen.Das wollen wir uns noch einmal ansehen und gehen um ein paar Ecken in der Altstadt zur Rúa do Castro. Als der Tross eine Pause einlegt erkennen wir auch den Sinn der u-förmigen Stangen der Träger. Sie dienen als Stütze wenn die Träger eine kurze Ruhepause benötigen. Dann schließen wir uns der Gruppe direkt hinter der Kapelle an und gehen bis zur Kirche in der die Madonna hinein soll mit. Kurz vor der Kirche San Miguel unterhalten wir uns und fragen uns wie die Dame mit dem Schwert wohl heißen mag, da dreht sich ein Musiker zu uns um und erklärt uns in perfektem Deutsch das es die heilige Maria Dolores ist die zurück in ihr Gotteshaus getragen wird. Maria Dolores (die Schmerzhafte) trägt normalerweise sieben Schwerter in ihrer Brust die die sieben Schmerzen darstellen sollen die Maria während ihres Lebens ertragen musste. Maria, Mutter Jesu ist hier gemeint. Die Nacht ist im vollen Gange und wir setzen uns noch in die E-Bar ganz in der Nähe und essen noch eine Portion Kohlsuppe und Pulpo und trinken San Miguel. So endet ein klasse Pilgertag am Ziel einer tollen Reise.



Noch ziemlich dunkel als ich los gehe.


Kerzengerade wachsen die Eukalyptusbäume in Richtung Himmel.


Kurz vorm Flughafen. Die Sonne geht auf.


Der Santiagostein elf Kilometer vor der Stadt.


Ein Stück der A54 entlang.


Und dann kam auch schon das Ende der Start. - und Landebahn.


Ein Ryanair Flieger auf dem Rollfeld.


Der kleine Kerl sollte nicht über die Straße laufen, sondern lieber unten Drunter.


Das Dorf Lavacolla, Namensgeber des Flughafens.


Ebenfalls Namensgeber des Flughafens ist der bach Lavacolla. Hier sollte jeder Pilger sich ein wenig waschen um in der Kathedrale später nicht allzusehr zu stinken.


Nach der Kaffeepause führt der Weg durch kleine Häuseransammlungen und die Jugendgruppe ist auch schon da.


Das Papstdenkmal auf dem Berg der Freude.


Der Mätes neben Johannes Paul II.


Eine Hand in der Orte Europas aufgeführt sind.


Kölle ist auch dabei, wegen der größten Kirche der Welt.


Der Herbergskomplex am Monte de Gozo.


Je fünf Berühmtheiten auf jeder Seite der Steele.


Der Herr aus Santo Domigo de la Calzada ist mir bekannt, schmerzlich bekannt.


Der Reise-Pabst ganz unten.


Hiervon kenne ich Niemanden.


Ganz unten der flämische Maler Jan van Eyck.


Meine Hand passte haargenau in den Abdruck, von wem der ist weiß ich leider nicht.


Und dann kam es doch noch, das Ortsschild von Santiago an einem Kreisverkehr.


Der Blick auf die Türme, nur noch wenige Meter.


Die bekannte Porta do Camino am Eingang der Altstadt.


Immer wieder ein tolles Gefühl...


...auf der Praza do Obradoiro zu stehen...


...oder zu liegen und den Blick auf die Kathedrale zu werfen.


Auf der Mitte des Platzes.


Im Patio der Bibliothek der Universität von Santiago de Compostela welche gleichzeitig die Schule Santiago Alfeo ist. Die Skulptur ist dem Stifter gewidmet, Alfonso III de Fonseca.


Herrlich verträumt mit nur einer Handvoll Pilgern.


Der Innenhofs meines Hostals.


Rechts der Hof, vorne der Michael


Klosterteil des Seminario San Martin Pineiro.


Blick aus meinem Fenster, immer noch Teile des Seminarios bzw. Convents.


Blick in mein Zimmer zur Eingangstür und ...


... in Richtung Bett und Fenster.


Frisch geduscht genießen wir die Zeit auf dem großen Platz und beobachten...


...ankommende Pilger. Im Hintergrund ist das Parador zu sehen.


Die Reisegemeinschaft vor der Tiefgarage des 5 Sterne Hotels.


Hauptsächlich teure schwarze Limousinen in der Garage.


Ein Innenhof des Paradors...


...und eine eigene Kapelle...


...und noch ein Innenhof.


Der Koch bereitet unser königliches Pilgermahl.


Wie in einer Kantine. Wir sind halt Pilger :-)


Hier durften wir essen.


Im Pilgerspeisesaal.


Natürlich Wein so viel wir wollten auch dabei.


Der Abend in der Altstadt mit Freund Michael.


Von unserem Sitzplatz aus der Blick zur Kathedrale.


Toller Anblick, immer wieder magisch.


Die Prozession war der helle Wahnsinn, wirklich wahr!!!!

 
   
 
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