Mätes auf dem Weg nach Santiago
  Tag 7
 

25.03. Padron - Cádavo-Baleira  22,9km

Drogen? Nein danke!
Endlich habe ich wieder durchschlafen können, ob es am kleinen ruhigen Zimmer gelegen hat? Jedenfalls stehe ich um 06:20Uhr auf und Zeit für eine Kleinigkeit zur Stärkung inklusive Kaffee aus dem Automaten ist auch drin. Die Uhren stellen wir um eine Stunde auf Sommerzeit vor und 60 Minuten Urlaub sind futsch. Anfangs folgen wir in der Dunkelheit unseren Taschenlampen durch bewaldetes Gebiet, es geht stetig leicht bergauf vorbei an Feldern und Wiesen, Höfen, kleinen Gebirgsbächen, immer mit tollem Panorama auf die schneebedeckten Berge im Süden. Bis 1030m Höhe steigen wir auf um auf dem vorletzten relativ hohen Anstieg des Primitivos die Ruinen eines alten Pilgerhospitals zu bewundern. So, nun noch ein butterweicher langer Abstieg durch dichte Wälder herunter nach Paradavella und der verdiente Kaffee kann kommen. Leider finden wir nur ein geschlossenes Lokal im Tal vor, vielleicht weil Sonntag ist? Nun gut, so setzen wir uns an den Straßenrand und genehmigen uns etwas vom Proviant, dazu Wasser. Laut Wanderführer sollen wir nun bergauf und bergab an einem Hang bis zum Dorf A Lastra durch die Prairie laufen doch wir wollen so schnell wie möglich zum ersten Kaffee kommen und so entscheiden wir uns für eine Serpentinen Landstraße die uns auch noch ein paar Meter erspart. Musik aufs Ohr und ab geht der Anstieg über 5km stetig bergauf. Nach ein paar Minuten habe ich meine Freunde weit hinter mir und außer Sichtweite gelassen. Gute Beine und der Wunsch nach einem Kaffee lassen mich den Berg hinauf fliegen. Im Bergdorf erwarte ich dann kaffeetrinkend Toshi und Michael. Das Wetter zeigt sich wieder von seiner besten Seite, herrlich warm und die Sonne scheint vom Himmel herab. Der Kaffee tut uns gut, wobei unser lieber Toshi immer ein warmes Glas Milch trinkt. Mehr als die Hälfte des Tagespensums, 15,9km, haben wir schon hinter uns und so geht es hinter dem Dorf noch einmal hinauf zum Alto de Fontaneira auf 936m. Von nun an wird es ein Spaziergang. Ein kleines Wäldchen, dann kurz an der LU-530 entlang, Bauernanwesen oder einsame Gehöfte und dabei aber immer wieder bellende Hunde die, für alle besser, an Ketten festgemacht sind. Mittlerweile hat die Sonne ihre ganze Kraft entfaltet und ich fühle mich pudelwohl unter „el sol de España“. Bisher waren keine anderen Pilger zu sehen, keine Ahnung wo die alle sind. Vielleicht gleich in der Herberge? Unser Tagesziel rückt langsam näher, zu sehen ist es aber nicht. Wahrscheinlich hinter der Kuppe da vorne? Oder die Nächste? Mein Wasser ist aufgebraucht, viel trinken ist immens wichtig. Im Pilgerlatein heißt viel trinken „die Sehnen schmieren“ und da halte ich mich rigoros dran auch wenn es manchmal lästig ist immerzu nach der Flasche zu greifen ohne durstig zu sein. An dieser Stelle mal ein kleines Quiz wobei ich die Antwort, und die suche ich schon seit Jahren, selber nicht kenne: Wenn man genügend gegessen hat ist man satt, nicht wahr? Wenn man genügend getrunken hat, was ist man dann? Voll? Abgefüllt? Und damit meine ich nicht „betrunken“. Satt vom Essen, Und vom Trinken? Antworten erwünscht im Gästebuch J Ich glaube das dieses Wort nicht existiert und noch erfunden werden muss. Spaß beiseite, Wasser ist aufgebraucht und Cádavo-Baleira zeigt sich in einem tiefen Tal mit einem Mal direkt vor uns. Ein richtig steiler Abstieg hinunter, bei dem ich mir äußerst vorsichtig im Tippelschritt genügend Zeit lasse, und schon sind wir da. Die neue Herberge erwartet uns am Ortseingang direkt auf der rechten Seite. Wir sind wieder einmal die ersten in der Unterkunft. Nach Michaels Anruf kommt die Hospitalera auch schon angerauscht und wir können uns die Betten aussuchen. Die sanitären Anlagen sind einwandfrei, tip top sauber und gepflegt. Frisch geduscht begeben wir uns in eine nahe Bar. Pilgermenü vom allerfeinsten mit viel Fleisch und Fisch. Heute sind wir besonders gut drauf und gelaunt, freuen uns über das außerordentlich üppige Menü mit Vino Tinto bis zum Abwinken und dazu das durstlöschende Bier. Nach der Mahlzeit müssen wir dem alkoholischen Getränken Tribut zollen und machen alle Drei, Toshi trinkt Daheim normalerweise keinen Alkohol, eine dreistündige Siesta. Am Abend gehe ich noch einmal in die Bar für einen Absacker. Zurück zur Herberge fällt mir ein junger Mann auf der sich fast vor mir versteckt. Er steht Draußen vor dem Eingang im Dunkeln der Schuhputzdusche. Ein Pilger aus Spanien, um die 25Jahre alt und bietet mir einen Joint an. Ups. Drogen auf dem heiligen Weg? Ich lehne dankend ab und trinke mir noch eine Flasche Cerveza die ich mir aus der Bar mitgenommen habe und husche dann ab ins Bettchen. Morgen endlich wieder Zivilisation in Lugo, eine Großstadt mit Flair. Buenas Noches, Martiño.



Kaffee aus dem Automaten, eine Scheibe Brot und Müsliriegel...


...dann hinaus in die schöne Landschaft.


Immer wieder tolle Sonnenaufgänge.


Kleine Pause und Hose kürzen, gute Laune jeden Tag.


Sehr anspruchsvoll, aber hat Spaß gemacht.


Windpark oben auf dem Kamm...


...und ein altes Pilgerhospital aus dem Mittelalter.


Kurz vorm Abstieg, da hinten der nächste Anstieg.


Runter ins Tal auf butterweichem Boden.


Leider hatte die Bar geschlossen, Picknick am Straßenrand.


Anstatt durch die Wildniss zu gehen laufen wir die Serpentinenstraße zügig hinauf ins nächste Dorf.


Nach dem Mittagskaffee eine letzte Steigung...


...und die nagelneue Herberge ist erreicht.


Es geht doch nichts über eine Flasche San Miguel nach einem wunderbaren Tag.

 
   
 
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