Mätes auf dem Weg nach Santiago
  8. Tag
 

02.08.  Mos - Pontevedra  26,7km

Das perfekte Dinner.
Die Nacht war nicht sehr erholsam, die Luft im Raum einfach viel zu stickig. Wir schliefen oben auf den Etagenbetten und unter uns befanden sich zwei junge Mädels deren I-Phones schon gegen 5Uhr als Wecker fungierend anfingen zu klingeln. Um halb sechs können wir die Nacht vergessen und stehen auf, der ganze Schlafsaal ist schon auf den Beinen und Einige auch schon weg. Beim Packen des Rucksacks machen sich die Beiden weiterhin äußerst unbeliebt bei uns denn auch wir stehen dann natürlich vor unseren Betten um im Halbdunkel unser Hab und Gut im Rucksack zu verstauen, den Schlafsack einzurollen und und und. Zu guter Letzt nehmen wir unser Zeug und schnüren die Stiefel draußen vor der Tür bei herrlich milder Morgenluft. Es ist stockdunkel und kein Mond am Himmel als wir noch vor sechs Uhr zum ersten von drei kleineren Bergen losgehen. Vor uns zwei Spanier und hinter uns die beiden nervigen Mädels. Nicht auf jeder Straße befinden sich Straßenlaternen und so sind wir auf die Taschenlampen angewiesen. Die zwei Spanier leuchten nach den gelben Pfeilen und wir folgen. Dann finden sie keinen Pfeil mehr und wir überholen sie und gehen einfach geradeaus weiter, danach gehen sie und die Frauen hinter uns her. So wechselt sich das mehrfach ab, irgendwer findet vor den Anderen den Pfeil so dass die Nachkommenden sich anschließen. Auf insgesamt 3km passieren wir die Dörfer Cabaleiros und Barreiras, dann kommen wir zum römischen Meilenstein Marco Miliário Romano. Es ist immer noch dunkel, dazu laufen wir durch tief hängende Wolken. Auf dem höchsten Punkt des Tages fängt es langsam an zu Dämmern, zur Linken liegt hinter einem Wald versteckt der Flughafen von Vigo. Nebelig und noch nicht ganz hell, ein gespenstischer Himmel wobei wir nur die startenden bzw. landenden Maschinen hören die über uns hinweg fliegen und nicht sehen können. Hinter Vilar de Infesta beginnt der bisher steilste Abstieg des Caminos, wenn auch kurz aber sehr heftig. Im Tal passieren wir mit Padrón das letzte Dorf bevor wir bei O Quinteiro ein Stück an der N550 entlang gehen. Die Innenstadt von Redondela ist an diesem frühen Morgen gegen 08:30Uhr wie ausgestorben, dennoch finden wir das schon geöffnete Café Kitty Hawk indem wir ein frisches Croissant essen und einen guten Kaffee trinken. Um 9Uhr gehen wir stadtauswärts durch verträumte Gassen, an einem Viadukt vorbei und sehen ein junges Pilger-Pärchen das auf einer Bank sitzt. Der jungen Frau geht es anscheinend nicht so gut, ihr Partner massiert ihr die Sehne im Spann ihres linken Fußes und reibt sie zusätzlich mit Salbe ein. Ich erinnere mich an letztes Jahr, der Morgen in Navarrete als ich schon nach wenigen Metern ebenfalls eine Massage der Sehnen nötig hatte welche aber leider nicht mehr half…….., heute wird die Frau sicher nicht weiter gehen können. Ein kleiner und feiner Anstieg wartet auf uns den wir ganz locker hoch bis nach Lomba bewältigen auf alten Pfaden und Wegen durch einen dichten Wald. Beim Abstieg erfreut uns der Anblick auf die Meeresbucht von Arcade, leider herrscht Ebbe. Noch ein kurzes Stück abermals an der N550 entlang und schon sind wir in diesem kleinen Urlaubsörtchen. Hier wollen sich Diana&Peter ein Zimmer nehmen und einen Urlaubstag einlegen. Wir machen in einer Bar Mittagspause und essen uns ein Bocadillo bzw. Sandwich. Gut gesättigt spazieren wir der Straße hinunter zur Brücke über den Fluss Ulló, wobei uns die gelben Pfeile irgendwie abhanden gekommen sind. Schon befinden wir uns auf der einer viel befahrenen Brücke, leider ist es nicht die altertümliche Brücke von Pontesampaio die in den gleichnamigen Ort führt, diese sehen wir Flussaufwärts in hundert Metern Entfernung, sondern eine Nagelneue mit jeder Menge LKWs. Zurück nach Arcade oder weiter und dann irgendwie Rechts halten? Weiter ging es. Am anderen Ufer müssen wir zuerst den Verkehr überwinden, dann halten wir uns ziemlich nahe am Fluss entlang und suchen im Dorf die Pfeile. Schnell stehen wir vor dem Schild „Camiño Xacobeo Portugues“ und das kleine Dorf liegt auch schon hinter uns. 17,2km haben wir bis hier hin in den Beinen, knappe 10km noch vor uns. Wir fühlen uns prächtig, der letzte Aufstieg des Tages kann kommen. Dichter Wald, keine Pilger und eine herrliche Ruhe, so wandern wir entspannt dem Tagesziel entgegen. Nachdem wir die Anhöhe hinter uns gelassen haben führt der Camino von Nun an immer leicht bergab und ist somit nicht sonderlich anstrengend. An einem Brunnen in Ganderón können wir unsere aufgebrauchten Wasserreserven noch einmal auffüllen bevor die letzten nicht sonderlich schönen 3 Kilometer an der Nationalstraße entlang führen. Kein Bürgersteig und viel Verkehr, da gehst Du automatisch schneller um dem endlich ein Ende zu machen. Das Dorf O Podo, dann der Vorort O Marco und am Ortseingang stehen wir schon vor der Albergue Amigos do Camiño Portugues. Direkt gegenüber befinden sich zwei Hostals in denen wir uns ein preiswertes Zimmer nehmen könnten, sollte die Unterkunft voll sein. Doch direkt an der lauten Straße gelegen, dazu ein nicht gut riechender Duft steigt aus den dazu gehörenden Küchen zur Straße hinaus und links daneben hat das fahrenden Volk Europas ein Lager. Nein nein, keine Niederländer, Zigeuner. Hoch zur Herberge und in die Schlange eingereiht. 56 Betten stehen zur Verfügung, das könnte aber eng werden. Die Meisten scheinen wohl heute Morgen in Redondela gestartet zu sein und hatten 9,4km Vorsprung. In der Reihe stehend werden uns von der Theke aus zwei Marken gegeben, mit den Nummern 55 und 56!!!!!!! Na da haben wir ja noch mal Glück gehabt. So langsam gehen uns die Urkundenpilger auf die Nerven. Die Herberge ist im Großen und Ganzen ordentlich eingerichtet. Empfang, Gemeinschaftsraum, Duschen, Waschraum und Küche großzügig bemessen. Die Einwegbettwäsche ist auch sehr gut. Doch sind die beiden Schlafräume viel zu klein für die Anzahl Pilger, und in unserem Raum sind mir die Fenster ebenfalls zu klein. Ausschließlich fremde Mitbewohner im Raum. Spanier, laute Spanier lassen ein Schläfchen nicht zu. Leider sind Ingrid und Joachim nicht hier, schade, aber für unsere erfahrenen alpinen Freunde sind die Hügel in der Gegend nur kleine Hindernisse. Hoffentlich sehen wir die Beiden noch einmal wieder. So begeben wir uns nach der üblichen Wäsche in die Stadt. 1,5km bis zur Innenstadt. Tasse Kaffee, Einkauf und zurück. Vor dem Essen können wir noch ein wenig im Bett dösen und ausruhen. Zum Abend ziehen wir Hemd bzw. Bluse an, die gute Ausgehhose dazu und die Sonntagsschuhe, so laufen wir nochmals in die Stadt aus dem 11. Jahrhundert. Begünstigt durch einen florierenden Fischfang wuchs Pontevedra bis ins 16.Jahrhundert zur größten Stadt Galiciens an und wurde 1833 Provinzhauptstadt. Eine schöne Innenstadt mit historischem Stadtkern und mitten drin steht das Sanktuarium der Virxe Peregrina. Die Kirche stammt aus dem 18. Jahrhundert und hat einen Grundriss der einer Jakobsmuschel gleicht. In einer Nebenstraße sehen wir eine Marisqueria aus der eine gehörige Portion Lautstärke nach Draußen dringt wenn gerade Mal Jemand hinaus oder hinein geht. Ein Blick hinein, leider sind alle Tische belegt, doch als der Wirt uns wahr nimmt spricht er uns an und wir warten ein Bierchen lang. Eine kleine Bodega, 12 eng aneinander gestellte Tische, ein freier Blick in die Küche, hinten grenzen die Wohnräume der Wirtsleute an und ein Fischgeruch par excellence, super lecker. So bekommen wir eine zentralen Tisch, doch leider keine Speisekarte. Der Wirt erklärt uns dass er mal in der Küche nachsieht was es denn noch alles so gibt. Das Einzige was wir verstehen sind Muscheln und irgendein Fisch, ok, immer her damit. Bei dem vielen Nicken und Si´s meinerseits bekommen wir nun Speisen wovon wir keine Ahnung haben, aber nun mal bestellt sind. Rosalie ist sehr skeptisch, hat sie doch einen Riesenhunger. Am Nachbarstisch bekommen zwei junge Männer mit wie relativ hilflos wir unsere Bestellung abgegeben hatten, da spricht der Eine, er trägt ein Trikot von Celta Vigo, uns auf Deutsch an um zu helfen. Leider zu spät. Zuerst eine Flasche Rotwein, prima, ein guter Tropfen. Danach bekommt jeder einen Fisch der sehr gut schmeckt. Cerveza gibt es auch noch. Hinzu reicht uns der Wirt eine große Schüssel dunklen Reis der uns außergewöhnlich mundet. Kaum aufgegessen steht auch schon ein großer Topf voller Muschel auf dem Tisch. Wir sind begeistert von den reichlichen Speisen. Alles schmeckt einfach klasse und die Lokalität kann spanischer kaum sein. Dann bekommen wir noch jeder ein Stück Tarta Santiago und Kaffee bzw. Espresso. Nun zur Rechnung. Ohne Speisekarte mit den dazu gehörenden Preisen. Der Wirt zählt alles auf was wir hatten und schreibt den Preis auf die Papiertischdecke. 28€, alles zusammen! Wow. Ein echtes Highlight unserer Reise bisher. Zurück in der Herberge überlegen wir uns wie es wohl Morgen mit der Unterkunft in Caldas del Reis aussehen wird. Kurz entschlossen organisiert Rosalie mit Hilfe des netten Hospitaleros eine Reservierung in einer Pension die im Outdoor Führer empfohlen wird. So brauchen wir uns Morgen keine Sorgen über ein freies Bett in der Herberge machen in der es nur 20 Betten gibt. Der Schlafsaal ist bis auf zwei Betten voll belegt. Zwei junge Spanierinnen sind auch nachdem die Herbergstür geschlossen wurde noch nicht da. Die Herberge liegt unmittelbar neben dem Bahnhof der Stadt, die Schienen führen direkt an unseren kleinen Fenstern vorbei, so ist das Einschlafen wegen des Lärms der Züge heute Nacht nicht ganz so einfach, trotz Ohrenstöpsel. Mitten in der Nacht, Rosalie wird vom einem heftigen Klopfen an unserem Fenster wach. Die beiden Damen kommen tatsächlich nach Hause. Bekannte der Beiden lassen sie hinein und betrunken gehen sie zu Bett.


Füße eincremen, Schuhe an und los geht es.


Der komplette Anstieg im Dunkeln.


Der römische Meilenstein in Barreiras, eher unscheinbar am Wegesrand. Unsere Wegbegleiter gehen ohne zu wissen das hier ein tausend Jahre alter Stein steht daran vorbei.


Sehr steil bergab hinter dem Flughafen von Vigo.


Unsere beiden Bettnachbarinnen. Mit Turnschuhen die auch schon bessere Zeiten gesehen haben.


Restaurant der Templer direkt hinter der Herberge in Redondela. El Pousada Temple.


Rosalie studiert den Outdoorführer...


...mit Kaffee und Croissant im Café Kitty Hawk.


Viadukt der Stadt aus dem Jahr 1884.


Kurz vor Arcade der Blick auf die Meeresbucht.


Ein Stück an der N550 entlang. Laut und gefährlich.


Ebbe in der Bucht von Arcade.


Die falsche Brücke benutzt und dann am Ufer entlang auf der Suche nach...


...dem richtigen Weg.


Hier ist vor einem Jahr eine uralte Römerbrücke zusammen gebrochen und leider nur durch Stahlträger ersetzt worden.


Ein schöner Weg zum dritten Aufstieg des Tages hinauf nach Alto da Canicouva.


Ist ja wirklich nicht mehr weit bis SdC


Leicht aber stetig bergab in wunderschöner Natur und auf tollen Wegen.


Messingbodenplatte in der Innenstadt von Pontevedra.


Schild an der Sanktuarium Virxe Peregrina.


Am Eingang der Kirche...


...die riesige Muschel mit Weihwasser an der Wand.


Der Grundriss entspricht einer Jakobsmuschel.


Lecker Fisch, ganz nach unserem Geschmack.


Espresso und Tarta de Santiago zum Schluß.


Für alle Pilgerfreunde die auch einmal in Pontevedra Halt machen werden. Unbedingt hier zu Abend essen. Das Casa Duran.


Die Herberge wird von den Freunden des portugiesischen Jakobsweg betrieben.


Im Garten der Herberge. Rechts führen die Schienen zum Bahnhof vorbei.


Direkt an unseren Fenstern vom Zimmer gelegen ist die Bahnstrecke.

 
   
 
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