Mätes auf dem Weg nach Santiago
  2. Tag
 

27.07.  Porto - Rates 37,2km



Endlich wieder auf dem Camino.
Um 08:30Uhr verlassen wir unsere Pension und frühstücken in einem Café. Danach gehen wir zur nahegelegenen Metro-Station Trinidade und versuchen uns am Fahrscheinautomat. Die freundliche Servicedame von Gestern hatte uns erklärt dass die vorhandene Fahrkarte wieder aufgeladen und entwertet werden muss und schon ist man fertig. So weit, so gut. Das Ticket in den Automaten gesteckt, 2€ drauf, Fahrziel Vilar do Pinheiro eingegeben und schon kam die Karte wieder heraus. Vor dem Betreten des Bahnsteigs noch entwerten und, was ist das denn? Eine rote Lampe lässt nichts Gutes erahnen, dabei hat der Automat sich die 2€ pro Ticket einbehalten. Egal, wird schon alles stimmen. Rein in die Metro und ab in Richtung Norden. Wir haben uns bewusst für die Metro entschieden weil wir das Industriegebiet bis Maia meiden wollten. Aus Pilgerberichten im Forum und auch der Beschreibung von Raimund Joos ist dieses Teilstück nicht gerade attraktiv, zusätzlich existiert die erste reguläre Herberge erst in Rates. Das sind dann immerhin noch 22,4km a pie (zu Fuß), zum Einlaufen schon fast zu viel. Nun denn, wir also mit unserem Gepäck in der Metro auf einem schönen Sitzplatz. Da steigt nach zwei Stationen auch schon ein ganzer Trupp Kontrolleure ein die kurze Zeit später auch unsere Fahrscheine überprüfen. Und es kommt wie schon geahnt, wir sind Schwarzfahrer. Da schützt uns auch unser Auftrag nicht. Die Dame, dessen Kunde wir nun sind, gibt uns in gebrochenem Englisch zu verstehen das diese Fahrscheine von gestern sind und für die Strecke vom Aeropuerto zur Innenstadt gelöst waren. Nach kurzer Diskussion, sie erkennt uns als Touristen und Pilger, müssen wir in Ramalde die Bahn wieder verlassen. Netterweise und ohne uns eine Strafe aufzuhalsen steigt die Frau mit uns aus und hilft dann beim Ziehen bzw. Aufladen einer gültigen Fahrkarte. Dadurch verlieren nur 15min weil die Züge doch in regelmäßigen kurzen Abständen fahren. Noch ein Wort zur Metro. Porto war 2001 Kulturhauptstadt Europas und 2004 auch Gastgeber bei der Fußball Europameisterschaft, deswegen ist die Metro mit die modernste Untergrundbahn (fährt auch überirdisch) Europas. Gleise, Bahnsteige, Züge und Grünanlagen in unmittelbarer Nähe des Schienennetzes sind einfach topp und in sehr guter Verfassung. Und da das Land pleite ist sind die Fahrpreise sehr moderat und niedrig. Ausstieg am Bahnhof Vilar do Pinheiro, den Rucksack eng geschnürt und der Caminho Português kann beginnen. Zwei ältere Portugiesen und ein junges Pärchen steigen ebenfalls aus dem Zug und starten hier. Endlich wieder auf dem Weg, ein wunderbares Gefühl. Nach ein paar hundert Metern überqueren wir die N13 und sind auch schon ein wenig später in Vilar do Pinheiro. Im Ort ist Markt, aber wir folgen den gelben Pfeilen in Richtung Norden. Wir passieren ein paar kleinere niedliche Dörfer, immer entlang der Nationalstraße 306. Der Weg ist nicht Ohne, sehr gefährlich durch viele vorbeirauschende LKWs und Autos. Es gibt keine Bürgersteige, und wenn dann sind es nur ganz schmale Stiege, so rasen die Fahrzeuge knapp an uns vorbei. Diese Strecke im Regen oder früh morgens wäre lebensgefährlich. Uns ist das Wetter aber wohl gesonnen und so gehen wir gut gelaunt immer weiter vorwärts. Dorf auf Dorf, in immer kleinen Abständen. Lameira, Vilar, dann ein lägeres Stück nach Gião. Zum Wandern nicht sehr angenehm weil wir nur auf der Nationalstraße gehen. Das Wetter ist sehr heiß, die Sonne gibt uns die Temperatur nicht nur von Oben, der Asphalt gibt noch mehr Hitze direkt wieder vom Boden ab. Die Straße, rechts eine Mauer und dahinter Maisfelder, links eine Mauer und dahinter ebenfalls Maisfelder. Man hat im Ernstfall kaum eine Möglichkeit einem Fahrzeug auszuweichen. Ich stolpere über eine verlorene Radmutter, na „Hut ab“!!!! Wenn uns bloß hier nichts passieren wird. Wir kommen zur Mittagszeit in Vilarinho an und gehen an der Hauptkreuzung im Dorf schräg links herüber in eine Bar zu Kaffee trinken. Nur noch 10,7km. In der Bar fällt uns ein Pilger auf der schon Bier trinkt, unrasiert, müder Blick, könnte gerade von einer Party kommen. Bier um diese Uhrzeit, die Wärme, noch über 10km, ne ne, wir bleiben bei Kaffee, Wasser und Obst. Ein italienisches Ehepaar gesellt sich kurz zu uns und wir gehen nach 30min weiter. Nach 15min verlassen wir endlich die Straße, biegen rechts herunter ab und wandern ein Stück durch wäldliches Gebiet. Wir erreichen den Fluss Ave mit der alten Ponte de Ave. Sehr schönes Bild, erfrischend nun die Luft und klar das Wasser. Hinter der Brücke durchqueren wir ein kleines Dorf indem wir an einen Brunnen unsere Wasserflaschen füllen (für Pilger > am Dorfeingang direkt links bevor es kurz aber heftig bergauf geht). An diesem Brunnen unbedingt Wasser nachfüllen weil ich bisher in Spanien oder Portugal noch kein besseres Brunnenwasser getrunken habe, sehr lecker. Wir freuen uns über den anschließenden schattenspendenden Eukalyptuswald mit seinem duftenden Geruch. Die Freude hält nur kurz an, schon geht es wieder hinaus aus dem schönen Wald auf die monotone Straße bis zum Ort Boa Vista. Nach einer weiteren Stunde gabelt sich die Straße an dem Bauernhof „Schöne Aussicht“ (Quinto da Boa Vista), hier setzen wir uns zum Verschnaufen und Schuhe binden in den Schatten und rauchen gemütlich eine Zigarette. Ein schöner Platz, wenn nur nicht der viele Mäusekot unterhalb der Bank liegen würde. Der mittagszeitbiertrinkende Mitpilger schlendert gemütlich vorbei. Kurz darauf gehen auch wir weiter und direkt in das schmucke Dorf hinein. Es dauert keine 10min, da passieren wir eine Bar und wer sitzt draußen im Schatten und trinkt Bier? Jau, richtig, Er wieder J. Kurzer Gruß, man kennt sich ja jetzt schon besser, und wir ziehen wieder an ihm vorbei. Die Hitze ist nun auf dem Höhepunkt, hoffen wir. Wir unterqueren die Autobahn und sehen danach auch schon ein malerisch gelegenes Dorf, überschreiten den Fluss Arcos über die Ponte de Arcos und schon sind wir mitten im schönen Dorf mit dem Namen, richtig, Arcos . Ein kleiner Wuffi bellt uns an und läuft von nun an immer 20 – 30m vor uns her. Er wartet kurz bis wir wieder näher kommen, bellt dann los und rennt wieder in eine für ihn sichere Entfernung. Das Spielchen geht so drei bis viermal bis zu einem Bauernhof indem er dann verschwindet. Die Mittagshitze hat noch einmal zugelegt und wir pausieren auf einem Baumstamm sitzend in einem Kiefernwald, der Kreislauf schreit nach Wasser. Unser Tempo hat sich deutlich verringert. Immerhin liegen noch mehr als zwei Kilometer, ein kleiner Anstieg und nach dem Überqueren der N206 nur noch wärmestrahlender Asphalt vor uns. Ziemlich groggy erreichen wir Rates, vorbei am alten Bahnhof hinein in die kühle Igreja de São Pedro. Die Kirche stammt aus dem 12Jh. und ist den Templern zuzuordnen. Leider müssen wir noch weitere 600m in den Ort hinein bevor wir unsere Herberge erreichen. Die Peregrina heißt uns herzlich willkommen und weißt uns den Weg zum Zimmer. 11 Betten im Raum, Eines davon als Nichtetagenbett alleine stehend Fenster, perfekt für Rosi´s erste Nacht in einer Herberge. Die sanitären Anlagen sind in Ordnung, die ganze Herberge macht einen gepflegten Eindruck. Ein großer Garten, in der Küche ein großer Kühlschrank und genügend Besteck und Geschirr. Ein kurzes Stück weiter die Straße hinauf gibt es einen Supermarkt indem alles nötige angeboten wird. Duschen, Wäsche waschen, einkaufen. Ein kleiner Imbiss im Garten, dabei lernen wir Ingrid&Joachim aus Tirol und Susanne aus Brühl kennen. Ganz nette Leute und teilweise Camino Frances erprobt. Rosi macht es sich auf einer saftigen grünen Wiese gemütlich und genießt bei einem Schläfchen im Garten die Ruhe hier, ich gehe hinunter in den Ort um mir die Sehenswürdigkeiten anzusehen, sofern es überhaupt welche gibt. So lande ich schnell in einer kleinen Bar in der ich mich niederlasse um in meinem Tagebuch zu schreiben. Schon bald gesellt sich ein alter Bekannter zu mir, jau, Harald heißt er, wir prosten uns zu und mein Tagebuch bleibt leer. Zurück zur Herberge, Rosi schläft immer noch und träumt von den nächsten Etappen J . Kurz frisch gemacht und wir laufen ins Dorf zum Abendessen. Gemeinsam mit Ingrid, Jochen, Susanne und Harald verbringen wir zuerst einen lustigen Abend in der Bar und später noch in der Herberge wobei sich noch Augustinho aus Portugal dazugesellt. Augustinho, ein Soldat, ist die 37km von Porto aus gejoggt, inklusive Rucksack, wow. Ein schöner, aber auch anstrengender erster Pilgertag endet mit genügend Vino Tinto, sodass der vollbesetzte Schlafraum mit Schnarchern uns trotzdem gut einschlafen lässt.




Die Metrostation. Hier startet unser Caminho Português.


Nach dem überqueren der Nationalstraße begrüßt uns der Weg erst mal mit Kopfsteinplaster und......


....und diesen zähnfletschenden Bellos. Zum Glück hinter einem Maschendrahtzaun.


Immer der Straße entlang und ohne Bürgersteig....


...zusätzlich mit Mauern links und rechts.


In der Ferne ist der Atlantik noch zu erkennen.


Eine Radmutter ohne den dazu gehörenden Reifen am Straßenrand.


Mittagspause in Vilarinho.


Dann verläuft der Caminho ein Stück abseits der Nationalstraße.


Viele Pfeile markieren am ersten Tag den Weg. Verlaufen unmöglich.


Alte Ponte do Ave über dem gleichnamigen Fluss.


Wofür dieses Gebäude hinter der Brücke im Fluss steht, keine Ahnung, sieht aber toll aus. Mit den angeschwemmten Wassergräsern dahinter ein schönes Schauspiel. Vielleicht wird oder wurde das Gras dort als Futter für Kühe herausgefischt?


Erste alte Brücke für Rosi. Die Gegend hier, wunderbar.


Sehr köstliches Brunnenwasser im anschließenden Dorf. Klares Wasser ohne Beigeschmack.


Dann kam der Eukalyptuswald....


....mit sehr hohen Baumkronen.


Pause am Bauernhof "Schöne Aussicht". Quinta Boa Vista.


Am Bauernhof gabelt sich der Weg und wir gehen rechts weiter ins Dorf.


Ein alter deutscher Traktor mit niederländischem Kennzeichen? Deutsch/Holland goes Portugal, wie Rosi und der Mätes


Arcos ist gleich erreicht. Maisfelder wohin das Auge reicht.


Ein Angler fischt im Fluss Arcos. Petri heil.


Der kleine Punkt hinten links ist unser Begleiter für ein paar Minuten.


Es war wirklich sehr heiß, doch mit genügend Wasser und Schatten gehen wir die letzten 2 Kilometer an.


In Rates. Ein Vorgarten mit dem kleinen Nachbau der Igreja de São des Ortes.


Der alte Bahnhof von Rates.


Wegweiser am Ortseingang. Links unten wird auf den Küstenweg hingewiesen.


Die alte Kirche, von den Templern erbaut.


Stein mit Templerkreuz im Innern.


Vorne links endlich die Herberge.


Ganz hinten unter Weinreben schläft Rosi den Pilgernachmittagsschlaf


Im Hintergrund dieses Wegkreuzes machen sich Wolken am Himmel stark. Soll es das schon gewesen sei mit dem schönen Wetter?


Unsere heitere Runde am Abend in der Herberge. Von links: Rosi, Augustinho, Ingrid (mehr Stuhl als Ingrid zu sehen :-)), mit der Weste ist Harald, Joachim und Susanne ist leider etwas verdeckt.

 
   
 
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