Mätes auf dem Weg nach Santiago
  3. Tag
 

28.07.  Rates - Portela de Tamel  24,8km


Blumen und Hitze.
Etwas unruhig geschlafen, so machen wir uns ohne Kaffee gegen 7Uhr auf den Weg. Der Dunst von gestern Abend hat sich verzogen und die Sonne hat schon in den Frühstunden sehr viel Kraft. Ein paar Meter durchs Dorf, dann geht es rechts zwischen Wald und Feld auf eine äußerst staubige Strecke. Landschaftlich wieder eine Mischung aus Eukalyptuswald, Maisfelder oder Kiefernwäldchen. Mal laufen wir auf feinem Sand, dann wieder Kopfsteinpflaster oder Asphalt. Sonnenschein und Schatten im Wechsel, so lässt es sich prima wandern. Leichte Probleme machen uns leichte Schmerzen in der Hüfte, entweder hatten wir den Hüftschnalle gestern zu stramm oder zu locker getragen sodass durch Reibung eine Reizung entstanden ist. Das wird schon wieder. Nach 5km erreichen wir Pedra Furada, immer noch kein Kaffee in Sicht. Pause. An einer kleinen Kirche setzen wir uns in den Schatten und zum Frühstück gibt es Wasser, Apfel und Banane. Ist nicht viel, aber der Pilger freut sich. Nun führt der Weg entlang der N360 mit sehr viel Verkehr. Kurz darauf endlich eine Bar, 1,6km nach der Pause kehren wir in der Lokalität ein die den Namen des Dorfes trägt (Pedra Furada). Frisch gestärkt zieht sich der Caminho für uns entlang der Nationalstraße durch den Ortsteil Rua Santa Leocadia. Uns fallen hier viele Gärten und kleinere Felder auf die sich auf fruchtbaren Boden rechts der Straße befinden und eine Unmenge von verschiedenen Blumen, die meisten in voller Blüte, hervor geben. Wir befinden uns auf einer Kuppe mit Sicht auf das im Tal befindliche Barcelos. Von nun an geht es stetig bergab, auf Kopfsteinpflaster abseits der Nationalstraße durch die dicht besiedelten Vororte der großen Stadt, welche mit 12.000 Einwohnern für diese Region durchaus als „groß“ bezeichnet werden kann. In Barcelinhos, dem letzten Vorort treffen wir Ingrid&Jochen, Susanne mit ihrer Schwester und einer Freundin im Schatten sitzend beim Picknicken in einem stilvoll angelegten Gärtchen. Kurz darauf stehen wir auch schon auf der mittelalterlichen Brücke die den Cávado überquert mit prachtvoller Sicht auf die Burg der Stadt. Wir schauen uns die Capela de Nossa Senhora da Ponte (Kapelle unserer Frau von der Brücke) an in der ein Aufpasser darauf achtet das das Fotographierverbot eingehalten wird. Keine Ahnung warum hier keine Bilder geschossen werden dürfen, daran gehalten habe ich mich nicht. Ein Stück weiter hinauf zur Stadt machen wir die nächste Pause an einem kleinen Platz mit Brunnen und um zu beraten ob wir heute noch weiter gehen. Immerhin ist Mittagszeit, die Temperatur wohl weit über dreißig Grad Celsius und keine Wolke am Himmel. Kaffee und Cola, dann noch den Stempel in der Kapelle besorgen, Wasser kaufen, so soll es sein. Auch weil laut meiner Recherche im Outdoor-Führer nur noch 5km auf dem Programm stehen. Leider hat die Kapelle nun geschlossen und unser Credencial bleibt leer. Dafür machen wir noch ein Foto mit dem bunten Hahn, einem Wahrzeichen der Stadt. Kurz zur Geschichte des Galos de Barcelos: Laut der Legende wurde in Barcelos eine kriminelle Tat begangen und die Einwohner waren besorgt, weil der Täter nicht gefunden wurde. Eines Tages kam ein galizischer Pilger in das Dorf und da er hier ein Fremder war, wurde er der Verdächtige. Er wurde festgenommen, obwohl er seine Unschuld beteuerte. Niemand glaubte, dass dieser Fremde auf dem Weg zum mittelalterlichen Pilgerweg von Santiago de Compostela war. Der Pilger wurde zum Galgen verurteilt. Vor seiner Hinrichtung bat der Galizier darum, den Richter zu sehen, der ihn schuldig gesprochen hatte. Als sie am Haus des Richters ankamen, hielt dieser ein Festmahl mit seinen Freunden. Der Pilger beteuerte erneut seine Unschuld und zeigte zum Unglauben aller auf den gebratenen Hahn auf dem Tisch und sagte: „Wenn ich unschuldig bin, wird dieser Hahn drei Mal krähen“. Bemerkenswerterweise trat das Unmögliche ein! Als der Pilger gehängt werden sollte, stand der Hahn auf und krähte drei Mal. Der Richter war über dieses Wunder so erstaunt, dass er den Pilger frei ließ. Nach einigen Jahren kehrte der Pilger nach Barcelos zurück und errichtete ein Denkmal zu Ehren der Jungfrau Maria und des heiligen Jakobs. Seitdem werden in ganz Portugal leuchtend bemalte Hähne aus Keramik als Glückssymbol verkauft. Die Legende ähnelt natürlich sehr der in Santo Domingo de la Calzada, aber nun gut, der Hahn ist nunmal da und soll Glück bringen. Die Stadt ist sehr voll. Wir gehen durch die Fußgängerzone bis zur Igreja Bom Jesus, da sehen wir auch schon den Grund dafür das die Stadt voller Menschen ist, denn heute ist Donnerstag und da findet der Wochenmarkt statt, dazu noch der Feira de Barcelos, einer der größten Märkte in ganz Portugal. Wir lassen den Markt rechts liegen und gehen weiter Stadtauswärts. Wasser, Obst, Käse und Wurst eingekauft, so nehmen wir die letzten Tageskilometer in Angriff. Nicht sonderlich schön verläuft der Caminho entlang einer Hauptstraße mit sehr lautem Verkehr bis zum Ortsteil Arcozelo, danach durch eine gesichtslose Hochhaussiedlung. Hinauf zum Örtchen Vila Boa führt uns ein kurzes aber sehr giftiges Stück Straße welche uns ganz schön ins schwitzen kommen lässt. Unter dem Vorbau einer kleinen Kirche suchen wir Schutz vor der prallen Sonne. Rosi braucht unbedingt eine Pause, ihr Kreislauf läuft mehr als im Kreis denn diese Hitze ist wirklich nicht von schlechten Eltern. Auf dem Kirchplatz finden wir zum Glück einen Brunnen mit eiskaltem Wasser an dem wir unsere Flaschen füllen. Ich schaue noch einmal in den Wanderführer und stelle vor erstaunen fest das wir doch tatsächlich von hier an noch 6,6km bis Tamel vor der Brust haben!!! Rosi ist begeistert von meinen Reiseführerqualitäten…………….;-) Nützt ja nun mal alles nichts, in Tamel gibt es die nächste Unterkunft, also weiter. Zeit haben wir genügend, so lassen wir uns Zeit auf den nächsten immer heißer werdenden Straßen und Wegen bis zum Ort Lijó den wir nach weiteren 2km mit einer Kaffeepause begutachten. Direkt gegenüber der kleinen Kapelle des heiligen Sebastians inmitten des Ortes setzen wir uns abermals in einer Bar in den Schatten. Coca Cola und Espresso hilft immer, und einen Stempel bekommen wir ebenso. Der Weg wechselt nun von kleineren Häuseransammlungen, dichten Waldstücken oder Feldern (natürlich Mais mit den immer wieder zu sehenden Schildern „Pioneer“). Zu den steigenden Temperaturen melden sich unglücklicherweise die Hüftschmerzen wieder, bei Rosi wie auch bei mir. Morgen werde ich den Ledergürtel meiner Hose nicht anziehen sondern im Rucksack mitführen weil ich dem harten Leder die Schuld gebe. Schau´n wir mal. So langsam wünsche auch ich mir endlich das Tagesziel herbei, unser Proviant ist längst aufgebraucht und Hunger macht sich breit. Es ist immerhin schon später Nachmittag und dadurch dass wir nur langsam voran kommen nähert sich das heutige Ziel nicht wirklich schnell. Am Fonte da Ferreirinha füllen wir zum letzten Mal unsere Flaschen und kurz darauf sind wir in Tamel, leider nur in Tamel, wir müssen nach Portela de Tamel. Na gut, noch 1,8km die leider zum Teil sehr steil bergauf führen, ein Klacks für uns Extrem langsam schleppen wir uns in den Ort hinauf, wir brauchen eine gefühlte Ewigkeit bis wir uns wenige Meter vor dem Ziel nochmals eine Pause gönnen. Selbst innerhalb von Portela de Tamel führt der Weg nicht eben sondern ansteigend stetig bergauf. Die neue öffentliche Herberge entschädigt uns für die Strapazen der letzten Kilometer. Sehr modern und doch gemütlich, großzügige Zimmer wie auch die sanitäre Einrichtung, welche sich in einem ausgezeichneten Zustand befindet, und ein sehr freundlicher Hospitalero obendrein. Auf der 1.Etage beziehen wir unser Zimmer. Augustinho, Ingrid&Joachim und ein englisch sprechendes älteres Ehepaar sind auch schon da. 7 Pilger in 6 Etagenbetten, Platz genug für alle in diesem hellen und sauberen Zimmer. Leider hat die Bar direkt gegenüber geschlossen wegen Besitzerwechsel. So machen wir und gemeinsam mit Augustinho und Ingrid & Joachim nach dem Duschen auf zum Einkauf in einem ultrakleinen Laden ein paar Serpentinen herunter ins Dorf. Dann gehen wir noch zwei Kurven weiter bergab in ein kleines schmuddeliges Lokal. Wir bestellen und drei große Pizzas die wir uns teilen. Das ältere Ehepaar aus unserem Zimmer kommt dazu, und später noch das italienische Paar welches wir schon von Gestern kennen. Das ältere Ehepaar sind Peter&Diana aus Kanada. Sie sprechen beide sehr gut Deutsch und Spanisch zu ihrer Muttersprache Englisch natürlich. Ein herrliches Stimmengewirr herrscht an unserem großen Tisch, der Portugiese spricht fast nur portugiesisch, die Italiener (der Mann) ein wenig englisch, Joachim spricht ein wenig spanisch…………., tolle Stimmung und wirklich sehr gut schmeckende Pizzas. Stimmengewirr, schmutziger Boden, Augustinho empfiehlt Vinho verde (übersetzt „grüner“ Wein aber eigentlich ist hier „junger“ Wein gemeint, ihn gibt es nur in den Anbaugebieten zwischen Douro und Minho, also genau zwischen Porto und Galicien. Grün deswegen weil Nordportugal ein sehr grünes Weinanbaugebiet ist), der Barkeeper ist auch gleichzeitig Pizzabäcker, ein sehr lauter Fernseher im Raum, mit anderen Worten ein herrlicher Abend in einer urigen Pinte. Der Rückweg die viel befahrene Serpentinenstraße hinauf dementsprechend lustig, finde ich schon wieder eine Radmutter inklusive abgerissenem Bolzen. Gibt es in Portugal eigentlich einen TÜV? Oben an der Herberge setzen wir uns alle gemeinsam auf die Stufen vor dem neuen Gebäude und Getränkereserven und Knabberzeug wird ausgepackt und pilgerlike geteilt. Joachim erklärt uns das die Pioneerschilder an den Maisfeldern vom gleichnamigen weltgrößten Saatguthersteller stammen und natürlich auch in Portugal verkauft wird. Es ist noch herrlich warm, wolkenlos und am Horizont in Richtung Süden sehen wir Rauchsäulen die von Waldbränden herrühren. Dies ist wohl die Erklärung für den Dunst von gestern Abend den wir schon als Schlechtwetterfront ausmachten. Ebenso fallen mir in diesem Moment die ständigen Sirenen ein die den ganzen Tag durch die Gegend schrillen. Pünktlich um 23Uhr schlafen alle den gerechten Schlaf mit der Absprache dass spätestens um 06Uhr am nächsten Tag das Licht im Zimmer angeknipst wird. Boa noite juntos.

  


Im Herberbergshof beim Start am Morgen.


Gut gelaunt der aufgehenden Sonne entgegen.


Feinsandiger Boden und Nadelwälder hinter Rates.


Nicht zu vergessen natürlich immer wieder Mais, Mais, Mais und nochmals Mais.


Das letzte Waldstück vor Pedra Furada mit Pinien weit und breit.


14km bis Barcelos. Liest sich viel, ist aber Vormittags locker in drei Stunden zu schaffen.


Gekko auf der Flucht vor dem Pilgerpaar.


Wasser tanken an einer kleinen Kirche. Rechts ist natürlich der Mais zu sehen.


Rosi wartet nicht etwa auf den bus, ne ne, auf den Mätes :-) Das nächste Gebäude auf der linke Seite ist die nette Bar in Pedra Furada, unser erster Kaffee am Tag.


Die Hauptdurchfahrtstraße in Pedra Furada.


Das nächste Teilstück bis Barcelos war bestimmt von Früchten und Blumen, angefangen mit Aprikosen...


...keine Ahnung (Rosi kannte sie alle!!!!)...


...hatte irgendwas mit Wein zu tun, sehr originell...


...Limetten...


...frag mich was Leichteres...


...auch sehr schön...


...diese Art gab es in mehreren Farben...


...schneeweiße Blühte, wow.


Viel befahrene Brücke über den Cávado in Barcelos.


Blick zurück zur Brücke von der Kirche Matriz aus.


Kameras innerhalb der Kirche verboten...


...aber nicht für mich! Weihwasser aus der Jakobsmuschel von Jesus für Jakobus???


Der bunte portugiesische Hahn in der Stadt.


Kirche Bom Jesus von Vorne und...


...in der Rückansicht.


Wir machen uns für das finale Teilstück parat und entdecken hinter dem steinernen Stuhl...


...diesen kleinen und wohl aus dem Nest gefallenen Piepmatz und versorgen ihn mit Brotkrümeln.


Von Barcelos´s Innenstadt ging es stetig bergauf entlang einer viel befahrenen Straße nach Vila Boa. Vila Boa selbst kannste ohne Worte schnell durchwandern.


Hinter Vila Boa raubte uns einer kleiner giftiger Anstieg erstmals Kraft, dazu die Hitze und wird mussten eine Pause einlegen unter der Eingangsüberdachung einer frisch renovierten kleinen Kirche.


Lecker warm in Portugal, aber wir sind trotzdem frohen Mutes weiter...


...über "die Straße der Wanderer von Santiago".


Die Hitze ist gut zu erkennen, praktisch kein Schatten mehr zur Nachmittagszeit aber der Weg selber war wirklich wunderbar.


In Lijó trinken wir Kaffee und Cola, leider hat die Capela..


...des heiligen Sebastians geschlossen.


Der blaue Pfeil ist für die Pilger gedacht die den Weg zurück laufen.


Höhere Bäume spenden auch wieder Schatten. Typischer Hohlweg in der Gegend.


Kamen uns größer vor als die Heimischen. Tannenzapfen.


Zum letzten Mal die Wasserflaschen füllen am Brunnen.


Trinken, trinken und immer wieder trinken, gaaaaaaaanz wichtig. Rosi am Brunnen.


Martin´s Bauernhof.


Portela ist erreicht, aber noch nicht Portela de Tamel ;-(


Die letzten Meter hinauf zur Albergue waren für uns nicht wirklich angenehm. Ungeübt halt, kann schon mal vorkommen.


Dir Radmutter inklusive des abgerissenen Bolzen, gefunden an der vielbefahrenen Serpentinenstraße.


Und hier ein ständiger Begleiter auf dem Weg: Die Frucht eines Eukalyptusbaumes. An der nach unten hängenden Seite ein Kreuz wie gemalt.



 
   
 
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