Mätes auf dem Weg nach Santiago
  4. Tag
 

29.07.  Portela de Tamel - Ponte de Lima  24,3km

Der perfekte Tag.
Trotz der Wärme haben wir gut geschlafen. Das Licht darf schon vor 6Uhr angemacht werden weil sowieso alle schon wach sind. Niemand möchte in die große Mittagshitze geraten und so verabschieden wir uns gegenseitig recht zügig. Heute früh genehmigen wir uns vor dem Aufbruch noch einen Kaffee aus dem Automat in der gut eingerichteten Küche und marschieren um 6:20Uhr los. Ein paar Meter bis zur N204, dann folgen wir der an diesem Morgen wenig befahrenen Straße bis wir sie nach 500m links und dazu bergab durch eine kleine Siedlung führend wieder verlassen. An einem großen Wegkreuz, die Kreuze sind typisch für Portugal und es gibt sie fast an jeder zweiten Ecke, holen uns Diana&Peter ein weil wir durch meinen Fotografierwahn nicht allzu schnell voran kommen. Die Gegend lädt geradezu ein zum Bilder schießen. Hier ein kleines Häuschen, dort ein unglaublich hoher Eukalyptusbaum, in der Ferne die Hügel und bewaldeten Berge auf denen einige Schneisen der Verwüstung zu erkennen sind weil dort die Waldbrände gewütet hatten, das ganze Panorama ist Balsam für die Augen. Überhaupt ist die Landschaft hier sehr reizvoll, mit einem satten Grün soweit das Auge reicht. Und schon sind die beiden Kanadier außer Sichtweite, egal, in Ponte de Lima werden wir sie schon wieder eingeholt haben. Stetig bergab durch meistens kleinere Siedlungen und Weiler. Dann wieder zwischen Maisfelder hindurch die prächtig gewachsen sind und meist von kleinen Streifen Weinreben umrandet sind. Weintrauben im Gehen pflücken und genießen, dazu die Ruhe, sandig staubiger Weg, alles einwandfrei. Heute wollen wir unseren Füßen ein wenig Frischluft gönnen und laufen in den Wandersandalen. Innerhalb kürzester Zeit sind die Füße schwarz vom Staub und Dreck, zudem sind meine Treter nicht optimal weil ich alle Nase lang kleine Steinchen unter dem Fuß habe. Nach 4,5km erreichen wir die mittelalterliche Brücke Ponte das Tábuas, verweilen hier eine Zigarettenlänge und lassen die friedliche Atmosphäre auf uns wirken. Ein paar Meter später nerven mich die kleinen Steinchen zu sehr das ich meine alten Freunde, die Lowa-Stiefel, wieder anziehe. Auf einer Miniweide in Balugães verpassen wir ganz knapp die Geburt eines Lamms. Die aufgeplatzte Fruchtblase hängt noch sehr appetitlich am hinteren Ende des Mutterschafs und der neue Wollspender liegt verschmiert auf dem Boden. Mutter Schaf sorgt sich um ihr Lamm und wird auch schon von drei anderen Blökern bedrängt, muss sich heftig zur Wehr setzen und verteilt kräftige Kopfnüsse. Der Weg verläuft vorbei an verbrannten kleinen Waldstücken, Bauernhöfen, Feldern und immer wieder bellenden Hunden. Bald bekommen wir unseren Kaffee in Poiares in einer Bar direkt an der N204 gelegen. Das Wetter ist prächtig, die Landschaft einfach nur zum Genießen. Mit bester Laune erreichen wir Vitorino de Piães, immerhin schon 12km, und schlendern durchs Dorf. Leider ist die herrliche Kirche geschlossen, na ja, bis SdC werden wir noch genügend Gotteshäuser besuchen und so treffen wir alsbald auf eine Gruppe Frauen die an einem mittelalterlichen Brunnen die Wäsche wäscht. Sie tauchen die Kleidung in ein Wasserbecken und reiben sie dann über einen schräg angeordneten Stein. Wie vor hundert Jahren und länger. Und das mitten in der EU. Der Weg bleibt weiterhin traumhaft. Kurze Anstiege, kleine Schluchten, Nadelwälder und mittendrin immer wieder viele Eukalyptusbäume. Eukalyptus ist hier normalerweise überhaupt nicht heimisch sondern von der Zellstoffindustrie importiert bzw. in den heimischen Wäldern Portugals aufgeforstet. Der schnell wachsende Eukalyptusbaum verdrängt leider den ursprünglichen Wald, laugt den fruchtbaren Boden aus und wird verantwortlich gemacht für die verheerenden Waldbrände die jeden Sommer in der Region wüten. Der höchste Punkt des heutigen Tages in Portela da Facha misst stolze 190m. Von nun an führt uns der Caminho für viele Kilometer erst steil, dann sanfter bergab. Durch einen hohen Eukalyptuswald fliegen wir im Sauseschritt bis Albergaria einen schöne Strecke herunter um am Waldausgang einen tollen Blick auf die Ebene um den Fluss Lima zu haben. Nach kurzem Stück durch Felder erwartet uns das erste Haus der Siedlung. An der Hauswand hängen an dünnen Fäden Jakobsmuschel herunter, laut schimpfende Gänse empfangen uns mit Getöse und das Haus trägt den schönen Namen Casa Santiago. Direkt hinterm Haus der schönste Picknickplatz Portugals. Schattig, Sitzbank, kleiner Bach im Rücken, zur Linken das Haus in dem die Gänse den Garten schnatternd bewachen, zur Rechten der Blick auf die Landschaft und die Aussicht eines leichten Restweges bis zum Ziel in Ponte de Lima. Serrano, Käse, Salami, Baguette, Banane, Apfel und Wasser. Pilgerherz was willst Du mehr? Es dauert nicht sehr lange kommen Ingrid&Joachim und Diana&Peter um die Ecke. Nanu? Wir haben sie in Vitorino de Piães überholt als sie in einer Bar Kaffee getrunken hatten. Kurzer Pilgersmalltalk, see you later, bom Caminho und nach 30min ziehen auch wir weiter. 10km liegen noch vor uns. Nun wechseln sich wenig schattige Wege durch Felder und kleine Häuseransammlungen ab, Anfangs auf unbefestigtem Untergrund, später nur noch Asphalt. 5km vor Ponte de Lima wandern wir auf einer schier endlos verlaufenden Nebenstraße die schnurschnacks geradeaus die Dörfer Campo Novo, Anta und Pedros durchschneidet. Ziemlich eintönig passieren wir das „P. DE LiMA 1KM“ Schild, was sich aber später nach übereinstimmender Meinung aller Mitpilger als mindestens 2Km entpuppt. Trotzdem lässt einen die Aussicht auf die nur noch kurze Distanz förmlich Flügel wachsen. Vor Ponte de Lima beginnen die letzten Meter unter einer sehr schönen Allee mit zusätzlich vielen Sitzbänken auf denen es sich mit Blick auf den Fluss herrlich ruhen lässt. Auf der ersten Bank erblicken wir Ingrid&Joachim. Die Herberge öffnet erst um 17Uhr und so können wir es ruhig angehen lassen. Die Beiden passen auf unsere Rucksäcke auf und Rosi und ich gehen herunter zum Wasser um uns zu erfrischen. Klamotten runter, Badehose an und ab in die Fluten. Herrlich klares Wasser und eine leichte Strömung. Der Sand vom Strand schimmert golden, keine Ahnung woher dieses Gestein kommt. Sicher Schiefer aus den Bergen. Wir genießen die warme Sonne und gehen dann nach Ponte de Lima hinein. Die Stadt ist voller Touristen. Ponte de Lima wird schon urkundlich im Jahr 965 erwähnt. Erste Ansiedlungen stammen aus dem Jahr 150. Da die Stadt an der Via Romana XIX, eine alte Römerstraße die die Städte Braga (P) und Astorga (E) damals verband, liegt, existiert hier die Brücke die dem Ort seinen Namen verdankt. Lecker Bierchen in einer Bar, die Kirche besichtigt und danach gehen wir über die alte Römerbrücke herüber über dem Fluss Lima zur Herberge. Gegenüber der schönen Unterkunft warten wir zusammen mit anderen Pilgern im Schatten auf 17Uhr. 60 Betten sind genügend Platz für alle Wartenden und so heißt es erst mal Schlange stehen. Zwei Freiwillige nehmen uns in Empfang. Da ist der Hospitalero, einer kleiner Zwerg der uns vorschreibt wir uns anzustellen haben, Pässe bereit halten, Geld ebenso und immer die Leute anfaucht nach dem Motto „hier zu stehen“ oder „dort zu zahlen“ und das es nicht schneller geht wenn wir uns nicht fügen. Immer drei bis vier Pilger nimmt er in seine Obhut, schließt die Tür zum Flur auf und bringt die Leute hoch zu den Schlafsälen und zeigt dabei die Einrichtungen des Hauses. Kleiner Giftzwerg, behandelt uns wie ein paar Doofe. Soll seine schlechte Laune doch Zuhause lassen oder den Job ganz an den Nagel hängen, wirklich wahr! Aber da ist auch die hübsche Hospitalera die das Anmeldeverfahren geduldig und überaus freundlich ausführt und uns willkommen heißt. Nach dem obligatorischen Ablauf nach dem einchecken machen wir gemeinsam mit Ingid&Joachim auf zum Abendessen in die Stadt. Im Outdoorführer ist das preisgünstige Restaurant Gaio von Raimund beschrieben und so suchen wir die Lokalität. Irgendwie kommen wir mit der Wegbeschreibung nicht zurecht und Joachim fragt einen netten Herrn mit Fahrrad mit seinen guten Spanischkenntnissen. Der Herr ist so nett und fährt mit seinem Rad vor und bringt uns zum Lokal. Heute ist mir nach Fleisch, so suche ich mir ein Gericht auf der Speisekarte aus in der Worte Fleisch und Blut vorkommt. Blutwurst und mehrere Fleischsorten ist ganz nach meinem Geschmack. Dazu wird dunkler Reis gereicht und der Schmaus kann beginnen. Mein Fleischteller riecht schon beim Servieren sehr streng und so probiere ich mich durch. Ich bin wirklich keine Mimose, esse sogar Heuschrecken wenn nötig, aber nur zwei Sorten kann ich verzehren. Die blutigen Stücke kriege ich nicht runter, beim besten Willen nicht, ein merkwürdiger Geschmack und dieser Geruch, boah! Ganz besonders etwas merkwürdig Aussehendes auf dem Teller lassen auch Rosalie und Ingrid&Joachim erschauern. Ich reiche Joachim den Teller herüber damit er daran riecht und vielleicht herausfindet was das Besonderes ist. Er riecht daran und stellt den Teller sogleich hinüber auf den noch leeren Nachbarstisch in sichere geruchsfreie Entfernung. Unglaublicher Geruch. Joachim nimmt an das es Kutteln sind. Leider habe ich mir das Gericht nicht gemerkt, aber an einem anderen Tisch im Restaurant verzehren Einheimische es mit Freuden. So muss mich der überaus leckere Reis satt machen. Zurück in der Herberge wird noch die Wäsche abgehangen und auf der oberen Terrasse die direkt an unseren Schlafraum angebunden ist trinken wir noch ein Glas Wein bevor ein perfekter Tag vorbei ist
.






Kurz nach Sechs. Rosalie zum Aufbruch bereit vor der Herberge.


Die kleine Kirche neben der Herberge. Zur vollen Stunde (außer nachts) schlugen die Glocken, allerdings wie fast in jedem Dorf kam das Glockengeläut vom Band, kein Scherz.


Das große Wegkreuz mit dem um einiges größeren beeindruckenden Eukalyptusbaum.


So sah der Weg auf den ersten Kilometern aus. Hinter den Weinreben waren die Maisfelder.


Tolles Panorama. Hinter der Hügelkette liegt das Tagesziel.


Genügend gelbe Pfeile auch wenn es sowieso nur geradeaus geht.


Nach Waldbränden übriggebliebene Bäume.


Auf der Ponte de Tábuas. Zum Schwimmen war es mir einfach noch viel zu Früh.


Und für Rosalie auch


Infotafel an der Ponte de Tábuas.


Spuren der Waldbrände. Es roch noch nach Verbranntem.


Kurz bevor wir an dieser kleinen Weide ankamen, ist dieses Lamm zur Welt gekommen. Ingrid und Jochen, höchstens 15 Minuten vor uns, hatten die Mutter noch in den Wehen gesehen.


Andere Schafe bedrängen (keine Ahnung warum) das Muttertier, doch sie weiß sich zu wehren.


Hundealarm. Schnuckelige Kläffer die zuerst bellen aber dann Platz machen.


Die Portugiesen geben sich wirklich sehr viel Mühe mit ihrem Caminho.


Immer wieder verbrannte Büsche.


Auch diese Kirche in Vitorino de Piães war leider verschlossen.


Kurz vor dem höchsten Punkt des Tages in Portela da Facha.


Danach ging es stetig bergab...


...bis wir unser Frühstück einnahmen, an diesem prächtigen Plätzchen.


Begrüßung durch die "Martins"-Gänse.


Im Schatten der Casa Santiago ließ es sich prima frühstücken.


Der perfekte Tag nahm seinen Lauf.


Bildstock mit Pilgermotiv bei Facha.


Kachel an einer Hauswand hinter Facha.


Rosalie macht Dehnübungen, 4km vor dem Ziel.


Straße des heiligen Martin.


Blau in blau.


Das Ziel zum Greifen nahe.


Ein sehr heißer Tag, jedes Stück Schatten wird genutzt.


Willkommene Abkühlung im Rio Lima.


Die alte Brücke schon in Sichtweite.


Die Allee auf den letzten Metern vor der Stadt.


277m lang, mit 4m sehr breit und wurde im Jahr 1368 fertiggestellt.


Der Gefangenenturm der Stadt.


Wie lecker das erste Bierchen nach dem schönen Weg und bei dem tollem Wetter uns geschmeckt hatte könnt ihr Euch sicher vorstellen.


Sollen ein Trachtengruppe früherer Jahre der Stadt darstellen.


Die Via Romana XiX verläuft durch die Stadt...


...und die römischen Legionäre heißen uns willkommen.


Prachtvolles Wetter in Ponte de Lima.


Noch ein paar Meter über den Fluss, hinter der Kirche naht auch schon die Herberge.


Die Ornamente an den Seiten stammen aus der Römerzeit.


Schon sehr beeindruckend, dieses alte Bauwerk.


Auf der Brücke kommen uns Ingrid&Joachim entgegen. Herzensgute Leute aus Tirol.


Im Schatten gegenüber der Herberge warten wir wie alle Anderen das die Unterkunft öffnet.


Sehr altes Gebäude am Platz der Herberge. Hätte mal eine Renovierung nötig.


In unserem Schlafsaal der schönen Herberge bei der Fußpflege mit Rosalie, Ingrid&Joachim.


Je nach Wetter mal mehr und weniger Wäsche.


Blick von unserer Hochterasse zurück nach Ponte de Lima.


Rosalie am zentralen Platz der Stadt, bevor wir das Restaurant suchen.


Der nette portugiesische bringt uns zum Lokal.


Die dunkle Wurst war in Ordnung, ein paar Stücke helles Fleisch auch. Doch die Blutscheiben, nein, konnte ich nicht essen. Oben drauf liegen die unförmigen und überaus streng riechenden Dinger. Beim besten Willen, so gerne ich auch Fleisch esse, aber da musste mich schon der dunkle Reis sättigen.

 
   
 
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