Mätes auf dem Weg nach Santiago
  6. Tag
 

31.07.  Rubiães - Valença  15,3km

Immer wieder Sonntags.
Trotz der Musik auf dem Hof war ich nur einmal wach in der Nacht, und auch nur um den Wein zur Toilette zu bringen. Die Toilette wiederum, bestehend aus einem Pissoir, zwei Duschkabinen, einem Waschbecken und einem WC in dem das Papier schon am Abend ausgegangen war, stinkt fürchterlich. Die Herberge ist voll besetzt und dazu noch die vielen Jugendlichen, das ist einfach zu viel für die sanitären Einrichtungen in der Herberge. Gegen Sechs sind im Zimmer alle auf den Beinen und so leert sich unser Schlafraum ganz allmählich. Um 06:20Uhr gehen auch wir los und freuen uns auf das heutige Ziel Valença, dort möchten wir uns ein kleines Zimmer gönnen um endlich mal wieder…zu baden und auszuschlafen. 300m die N201 entlang, dann geht es in einer Kehre links runter in eine Senke in der Weinanbau betrieben wird, was auch sonst. Keine 15min vergehen, da fällt uns ein dass wir unseren kompletten Proviant (Salami, Käse, Baguette, Obst) im Kühlschrank haben liegen lassen. Rucksack runter und zurück gehen. So stolz, das wir heute Morgen mit die Ersten waren…na ja, „wer es nicht im Kopf hat, hat es eben in den Beinen“. So kommen mir Diana&Peter entgegen und einige Andere. Mittlerweile sind auch die Jugendlichen im Hof aus ihren Pfadfinderträumen erwacht und bekommen sogleich ein leckeres Frühstück von den Helfern bereitet. Brot, Eier, Milch und Orangensaft. Ich packe mir unseren Plastikbeutel und nach 20min bin ich wieder bei Rosalie. Wir überqueren den Rio Coura und befinden uns sogleich wieder auf der Via Romana. Auf dicken Pflastersteinen die dem ursprünglichen Weg nachempfunden ist wandern wir durch eine hügelige Landschaft wieder auf 270m Höhe. Nach 4,2km sind wir auch schon in São Bento da Porta Aberta. Ein Kaffee wäre nun nicht zu verachten, doch es ist Sonntag und außer ein paar jecken Pilgern, bellenden Hunden und geschlossenen Bars ist wenig los auf den Straßen und Wegen. Laut Wanderführer sind es noch 3km bis Fontoura, das nächste größere Dorf. An der Dorfkirche vorbei führt uns der Weg nun steil herunter auf einem Hohlweg mit viel Geröll und losen Steinen ehe wir wieder in kleinen Siedlungen und Weilern den suchenden Blick nach Bars oder Cafés schwenken lassen. Doch außer einer Kirchenglocke die die Dorfbewohner zur Messe ruft finden wir nur zwei geschlossene Gaststätten, doofer Sonntag. Für uns Pilger ist der Wochentag eher unwichtig, der Tagesablauf ist sowieso immer gleich und wir brauchen keinen Sonntag um in die Kirche zu gehen. Hinter der Kirche in Fontoura machen wir unser Frühstückspäuschen an einer Bushaltestelle. Die Kirchgänger grüßen uns freundlich, winken uns zu und wünschen uns einen guten Weg. 30Minuten, doch kein Bus kommt uns abholenJ, also ziehen wir weiter. Am Dorfausgang gabelt sich die geteerte Straße und ein großes Schild lacht uns an: Links der Schotterweg gelber Pfeil und rechts die Straße weiterführend „Café 150m“. Es ist noch sehr früh am Tag und den Schlafplatzmangel in der Herberge brauchen wir auch nicht zu fürchten. So gehen wir dem ersehnten Kaffee entgegen. Allerdings, und das hatten wir uns vorher schon gedacht, sind es mindestens 500m bergauf bis zu einer an der N201 gelegenen Bar. Der Kaffee schmeckt gut und Orangensaft gibt es auch. Abseits des Jakobswegs, wenn auch nur ein paar Meter, dazu noch sehr günstig. Zurück zum Weg haben wir die Pfadfinder aus der Herberge vor uns, die uns bis zum Orteingang von Valença begleiten. Schmale Pfade, kleinere Siedlungen aber auch ein Gewerbegebiet, schnell haben wir die Ortsteile der portugiesischen Grenzstadt erreicht. Abseits der Hauptstraße nähern wir uns dem Zentrum. Die Sonne am wolkenlosen Himmel kündigt einen heißen Nachmittag an. An einem großen Kreisverkehr in der Stadt sollen wir laut Wegbeschreibung den Weg verlassen um die empfohlene Residencial Val Flores anzusteuern. Leider gehen wir verkehrt und befinden uns sogleich in der Altstadt innerhalb der Festung. Na gut, dann fangen wir mit Sightseeing eben an. Die Festung besteht aus zwei mit einer Brücke verbunden Teilen, dem Südlichen und Nördlichen. Wir betreten die niemals eingenommen Festung durch das Osttor und schauen uns die Geschäfte im nördlichen Teil an. Uns fällt auf das trotz der engen Gassen teilweise Autos hier oben erlaubt sind obwohl immer nur für einen PKW Platz vorhanden ist. Durch eine ausgeklügelte Ampelanlage und natürlich Einbahnstraßen bleibt das Chaos aus. Hatte ich schon erwähnt dass heute Sonntag ist? Stellt Euch Venlo an einem verkaufsoffenen Feiertag vor indem die Germanen die niederländische Stadt überfallen. Genauso ist es hier, nur das die Iberer die Stadt, die sie Damals nie einnehmen konnten, nun auf eine andere Weise erobern. Die reichen Spanier im armen Portugal. Und was sie alles für einen Ramsch einkaufen, die lauten Kinder, die überfüllten Bars, da suchen wir doch lieber den Ausgang aus der Festung und unsere Unterkunft. Durch das Südtor gehen wir auf die Herberge zu. Zig Leute warten im Garten dass ihre Unterkunft öffnet. Mehr Pilger als wir dachten und vor allem sehr viel neue Leute die wir vorher noch nicht sahen liegen auf der Wiese. Die Herberge liegt an der viel befahrenen Straße die direkt nach Tui in Spanien führt und auf der Rückseite ist die Feuerwehr mit ihrer Zentrale untergebracht. Eine ruhige Herberge ist das wohl nicht. Zur Überraschung sehen wir unser Hotel nicht weit ebenfalls an der Ausfallstraße gelegen. Hier kommen wir in einem kleinen aber überaus gemütlichen Zimmer günstig unter. Mittagschlaf, Duschen und Körperpflege ist angesagt. Am Nachmittag mischen wir uns noch einmal unter die Touris in der Festung und verbringen dort eine rucksacklose Zeit mit Kaffee und fotografieren. Uns fällt ein Pilger auf der mit einer riesigen Kerze umhergeht. Ihn treffen wir später in der Herberge als wir uns einen Stempel holen möchten und kommen mit ihm ins Gespräch. Er ist auf dem Weg von Santiago nach Fatima und ist schon seit zwei Jahren ohne Geld unterwegs. Begonnen hat er, Elijah Maria – Thomas Joachim Uhlig, Pfingsten 2009 an der Friedenskirche Sanssouci in Potsdam über Ausschwitz, Irland, Paris, Spanien, nun Portugal, Afrika, Spanien und weiter am Mittelmeer entlang nach Jerusalem. So soll sein Weg sein um für den Frieden zu werben und überall Mauern abzubauen. Schon heftig der Kerl. Hier seine HP:
www.jerusalem-ruft-frieden.org Wir essen lecker zu Abend, direkt neben unserem Hotel und genießen danach unser tolles schnuckeliges Zimmer mit einem richtigen Bett. Ein schöner Tag neigt sich dem Ende, durch die offene Balkontür blicken wir in dieser heißen Nacht herüber zur Festung und freuen uns auf España. Schade das wir Ingrid&Jachim nicht mehr getroffen haben, vielleicht Morgen.



Der Innenhof ist schon geräumt und die Helfer bereiten der Pfadfindern ihr Frühstück.


Diana&Peter vorne rechts beim Aufbruch kurz nach dem Start.


Über den Rio Coura...


...und anschließend ein Stück über die Via Romana XIX mit großen Pflastersteinen.


Bekam meinen Apfel zum Frühstück. Mätes der Pferdeflüsterer :-)


Steiler Abstieg am Morgen im schattigen Eulalyptuswald.


Ein Wegkreuz mal anders dekoriert.


Eine Weile begleitet uns die Pfadfindergruppe.


Auch hier sahen wir viel verbrannte Erde und Büsche.


Abkühlung am Ortseingang: Das längliche Rohr über dem Eingang dieser Bar war für die Berieselung der Straße zuständig. Herrlich feiner Sprühnebel aus kaltem Wasser für Rosalie.


Pilger aufgepasst beim Überqueren der Straße.


Das Café Martins lassen wir kurz vorm Ziel links, in diesem Fall rechts, liegen.


Nix los am Sonntagvormittag in den Dörfern vor der Stadt.


Unser Zimmerfenster im Hotel Val Flores.


Frisch geduscht gehts gleich zum Sightseeing zur Festung.


Der Blick aus unserem Fenster hinüber Festung.


Raffinierte Anlage, in zwei Mauerreihen aufgebaute Festung.


Sehr weitläufige Wehranlage gegen die Iberer.


Mein Freund Alfredo war auch schon hier :-)


Spanische Touristen in der Altstadt.


Blick hinüber nach Spanien. Die internationale Brücke nach Tui.


Ein sehr heißer Tag bei unserer Besichtigung der Festungsanlage.


Mehrere Kirchen und Kapellen innerhalb der Festung.


Nu lach doch mal in die Kamera. Prima Neuer Hut für Rosalie, ein Sonnenschutz für den Rest der Reise.


Verbindungstunnel für die beiden Teile der Festung.


Am südlichen Ausgang liegt die Herberge der Stadt.


Sehr gut und günstig direkt neben unserem Hotel konnten wir den Tag beim Abendessen ausklingen lassen.

 
   
 
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