Mätes auf dem Weg nach Santiago
  14.Tag
 

05.05. Hornillos del Camino - Castrojeriz  19,9km

Auf den Spuren von HaPe.
06:20Uhr, als Erster wach und als Letzter fertig. Durch den Rotwein habe ich geschlafen wie ein Murmeltier. Es ist einfach zu eng wenn sich drei Männer zwischen zwei Etagenbetten fertig machen wollen und auch noch die Rucksäcke im Weg stehen. So schnappe ich mir meine Zahnbürste und Zigaretten und stelle mich erstmal nach Draussen in die Kälte und rauche mir Eine, schlucke meine Pillen, putze mir dann die Zähne und packe danach mein Pluten. Als wir losgehen schaue ich auf die Uhr, es ist Mittwoch 07:44Uhr. Mir fällt ein das es genau zwei Wochen her ist als ich um derselben Uhrzeit am Kölner Hbf stand und der Thalys mich nach Paris brachte.
Andries hatte sich uns am Morgen angeschlossen und so sind wir nun zu Dritt unterwegs. Der Wind ist nicht mehr ganz so krass wie Gestern, aber die Hände sind imnu eiskalt. Auch heute bereitet es mir keine Probleme durch die Hochebene der Meseta zu Gehen. Nur die leichten Senken schmerzen doch sehr. Nach 1,5Std erreichen wir die in einer Senke gelegene Herberge in San Bol. Der ehemalige kleine Weiler San Bol wurde 1503 aus unbekannten Gründen von seinen Einwohnern verlassen. Von der Senke geht es wieder hinauf auf die Hochebene der Meseta, in der lange Zeit keine Ortschaft zu sehen ist. Der Kaffee soll nach 10km in Hontanas auf uns warten welches geduckt in einem Tal gelegen und sehr windgeschützt auf die Pilger wartet. In der örtlichen Herberge noch einen Stempel für den Credencial besorgt und weiter führt der Camino. Hinter Hontanas verläuft der Weg in einem Tal, hier ist es fast windstill und so frieren auch die Hände nicht mehr. Meine Sehnen melden sich nun immer lauter zu Wort und ich muss langsamer gehen. In San Antón machen wir eine kurze Rast und fotografieren dieses merkwürdige Convent. San Antón gehört zu den ungewöhnlichsten Ruinen am Weg. Da die heutige Landstraße strikt der historischen Pilgerroute folgt, verläuft sie mitten durch das Bogengewölbe das einst Kloster und Kirche verband. Es warten noch vier Kilometer bis zur nächsten Unterkunft. Die Sehnen machen mir ganz schön zu schaffen. Ich spreche mich mit den Zweien ab und wir wollen uns in der Albergue Casa Nostra in Castrojeriz treffen. Das letze Stück schnurschnacksgeradeaus über eine Landstrasse. Ich packe meinen MP3-Player aus und lasse es langsam, sehr langsam, angehen. Noch 3km, aus den kleinen Lautsprechern im Ohr höhre ich von Gerry and the Peacemaker "You'll never walk alone" und von den Hosen das Bayern-Lied. So lässt es sich prima gehen. Nachher erfahre ich das Josef und Andries zwei der letzten drei Betten ergattern, sie wollten das Letzte für mich reservieren was aber in den öffentlichen Herbergen nicht möglich ist. So erwarten sie mich schon und ich muss mich schnell anmelden. Eine uralte gemütliche Herberge, gefallen mir sowieso besser als die riesengrossen modernen Häuser in denen mir einfach zuviele Leute untergebracht sind. Dort führen sich die Spanier und Brasilianer immer besonders laut auf. Stellen ihr Handy nie auf lautlos und telefonieren hemmungslos als ob es keinen Morgen mehr gibt. Laut Reiseführer soll diese Herbege beheizt sein, nur sehe ich absolut keine Heizung. Auch hat unser 6er Schlafraum keine Tür, nur ein Bettlaken hängt an einem Nagel, so kann jeder der in der Küche etwas zubereitet mir direkt in die Augen sehen wenn ich im Bett liege. Macht alles nichts. Andreas und ich gehen kurz zur Bank und das Mittagessen einkaufen und so machen wir uns der Küche breit. Es gibt übrigens das Gleiche wie in den letzten Tagen . Dann trinken wir uns einen Kaffe in der "La Taberna", 25m weiter, und ein Glas Wein. Hier in der Bar hatte Hape damals ins Gästebuch geschrieben: "Die schönste Bar auf dem bisherigen Weg", er hatte diesen Satz auch noch in spanisch und französisch eingeschrieben, der alte Streber. Aber recht hat er schon. Total urig hier, und mir fällt auf das der Wirt seine eigene Suppe isst. Die werde ich mir für den Abend vormerken, denn wer der Wirt schon seine eigene Suppe verspeist........... . Hier finde ich endlich mal wieder Zeit und Muße um mein Tagebuch ausführlich zu führen. Ebenso finde ich später ein wenig Zeit um die letzten vier Tage auf der HP zu aktuallisieren. Zum Abend begeben wir uns wieder in die schöne Taverne. Die Suppe schmeckt fantastisch. Mit Knoblauch und Tomaten und vor allem sehr heiß, was uns innerlich schön aufwärmt. Um 21:15Uhr gehen wir zurück in den Kühlschrank aus vier Wänden. Das ganze Gebäude ist durchgekühlt. Beim Umziehen holt man sich fast den Tod. Diese nacht kann der Schlafsack mal zeigen was er drauf hat. Gegen Mitternacht werde ich wach weil mein linkes Knie vor Kälte schmerzt. Ich habe mich wohl im Schlaf zur Wand gedreht und das Knie berührte, durch den Schlafsack hindurch, die kalte Wand. Ich drehe mich wieder zurück, schnüre die Öffnung eng zu das nur noch die kalte Nasenspitze herrausschaut. Mit meinen Händen taue ich das Knie auf. Also bis dann und Daumen drücken und das mir die Tabletten nie ausgehen. Dichlorfenak hilft mir zur Zeit bei meinem Weg am Besten.




Die Meseta. Felder soweit das Auge reicht am frühen Morgen.


In der Senke taucht Hontanas nach 10km endlich auf. Der erste Kaffee und ein Bocadillo mit Tortilla wartet.


Szene eines Bauarbeiters wie aus einer Arbeitssicherheitszeitung, sehr mutig der Mann.


Nach dem Frühstück fing es an zu tröpfeln. Poncho an.


Die Allee auf dem Weg nach San Antón.


Die Ruine San Antón.


Siglo XV: 15. Jahrhundert.


Stehe bei dem Foto mitten auf der Straße. Convent ohne Dach.


Kurz hinter San Antón. Rechts ist Josef, ganz hinten der kleine blaue Punkt bin ich. Auch wenn es nicht regenete trug ich den Poncho als Windbraker, so kalt war es. Schnell waren die Beiden außer Sichtweite, so langsam kam ich vorran.


Der Blick auf Castrojeriz. "You´ll never walk alone" auf dem Ohr, aber trotzdem alleine mit mir selbst. Zeit zum Nachdenken.


Direkt am Ortseingang liegen die Klosteranlage und Stiftskirche Santa Maria del Manzano.


Albergue Casa Nostra.


Sehr altes Haus, ohne Heizung. Das Wetter sieht fantastisch aus, doch einfach zu kalt für diese Jahreszeit.


Wir machen uns in der Küche breit und genießen unser fürstliches Pilgermenue.


Blick aus der Küche hinüber in unseren Schlafraum. Das Bett mit dem rosafarbenen Kissen ist mein Gemach.


Tolle Lokalität: La Taberna.


La Taberna von Innen: Alter Kronleuchter, Geldscheine aus aller Herrenländer an den Dachbalken gepinnt, Knoblauchstauden an der Wand und rechts das Gästebuch.


Köstliche warme Suppe. Josef und Andries.


San Miguel-Schild und nur noch 457km.


Da Castrojeriz schon im Mittelalter (9/10Jh.) als Stützpunkt der Christen gegen die Araber ein bedeutendes Ansehen hatte und Königsresidenz war erhielt der Ort diese Tafel zur tausendjährigen Geschichte.
"Hommage an die letzten 1000Jahre die dem Weg Form und Geist gegeben haben".

 
   
 
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