Mätes auf dem Weg nach Santiago
  3.Tag
 

24.04.2010 Larrasoaña - Cizur Menor  20,1km

Unterwegs im Baskenland.
Wieder schlecht geschlafen. 03:16Uhr wach. Von Links auf Rechts gedreht und wieder zurück, dann mal schnell runter zur Toilette. Muss im Dunkeln an den beiden Frauen aus Slowenien vorbei und meine Armbanduhr leuchtet mir den Weg. Auf dem Klo widerum kann man das Licht nicht ausschalten und für einen kurzen Moment liegen die Frauen im Hellen da, ebenso beim wieder Herraus kommen, ganz klar der schlechteste Schlafplatz in der Herberge. Ich komme wieder hoch und bekomme fast einen Schlag. Dicke, feuchte und stinkende Luft, nasse Wäsche hängt über den Betten, meine natürlich auch. Dagegen roch die Luft in Roncesvalles wie nach Rosen. Kein Wunder, bei 28 Pilgern in einer Kammer die nicht größer ist als der Fünfmeterraum beim Fußball. Kann natürlich nicht mehr einschlafen. Zwischendurch klettert Gerlinde das Etagenbett herunter um ebenfalls zum Pott zu gehen was nicht unbedingt beim wieder Einschlafen hilft. Um 6Uhr macht eine Frau das Licht an, fühle mich wie gerädert. Wir packen unsere Pluten und obwohl ich genauso beschäfftigt bin wie alle anderen Pilger, werde ich als Letzter fertig, das muss ich noch üben. Ständig suche ich nach Etwas, also wieder auspacken und wieder rein, dann nochmal und so weiter. Diana ist längst fertig und grinst nur dazu. Dann gehen wir schön Frühstücken. Im gleichen Laden in dem wir unser Proviant gekauft hatten, dient also auch als Café. Ich mache mir einen Spass mit der super netten Verkäuferin indem ich einen Sturz mit dem vollbepackten Frühstückstablett vortäusche und bekomme dafür ein ganz freundliches Lächeln zurück. Danach ziehen wir los, es ist relativ frisch an diesem Morgen. Wir verlassen Larrasoaña über die sehr alte Brücke die den Rio Arga überquert. Auf einem schönen Waldweg wandern wir danach wieder bergab zum Fluss. Neben ihm gelangen wir in den Weiler Zuriarin. Am Ortsende geht es rechts über eine Brücke hinauf zur N135. Auf der Brücke macht Gitte eine kurze Pause, ihrem Knie gehts nicht so gut und so gebe ich ihr meine Stöcke, sie hat sie nötiger als ich. Ein kurzes Stück auf dem Randstreifen und wir erreichen einen an der Nationalstraße gelegenen Rastplatz.
Hier gönnen wir uns einen Apfel, füllen die Wasserflaschen und ich kürze meine Hose. Wir erreichen die ersten Vororte von Pamplona. Auf der mittelalterlichen Brücke Atarrabia setzen wir uns kurz auf die Mauer und genießen die Aussicht und die warmen Temperaturen auf der Haut. Hier in Villava ist die Geburtsstädte von Miguel Indurain, dem fünfmaligen Tour de France Gewinner. Den ganzen Vormittag schon sind wir am diskutieren über Dieses und Jenes, gestikulierend und in allen uns gegebenen Sprachen über alle Themen die uns in den Sinn kommen. Da kommt urplötzlich Thomas vorbei, er hat in Larrasoaña im Hostal übernachtet und ist etwas später losgegangen, und sagt spontan: "Ihr kommt mir vor wie ein altes Ehepaar!" Na denn, wenn es so aussieht, von mir aus........ . In Trinidad de Arre, direkt hinter der Brücke, ist am Vormittag der ganze Ort schon auf den Beinen. Hier findet wohl ein Volksfest statt, es ist Samstag und die Spanier finden immer einen Grund zum Feiern. Junge Mädchen in landesüblichen Trachten, auf dem Dorfplatz steht eine Bühne und baskische Musik läuft aus den Lautsprechern. Hier gönnen wir uns einen Café con Leche und genießen die schon sehr warme Sonne. Die Jugendlichen mustern mein Schalketrikot, nachher spielt Schalke in Berlin und an Samstagen habe ich mir vorgenommen die Blauen zu vertreten. Danach gehen wir weiter durch die Vorstädte Pamplonas, entlang einer viel befahrenen Einkaufsstraße, jeder Menge Ampeln und niemand stört sich des Anblicks der Wanderer. Ist sicher ein alltägliches Bild hier. Bald schon erblicken wir die mittelalterliche Silhouette Pamplonas. Über die Puente de la Magdalena und dann noch eine Ampel und schon sind wir im Altstadtviertel Navarrería. Doch an dieser Ampel passiert noch Dieses: Kennt ihr das Gefühl wenn ihr glaubt alles ist vorbei und dein Leben läuft in Form eines Kurzfilms im Schnelldurchgang im Kopf ab? Kurz bevor wir die Festung und damit die Altstadt erreichen habe ich noch Folgendes erlebt. Die letzten Meter bevor wir die alten Gemäuer erreichen, den Blick immer hinauf zu den historischen Mauern, faszinierend und nur die Augen dorhin gerichtet, eine letzte rote Ampel, viel Verkehr, endlich wirds grün, nur noch ein paar Meter, mitten auf der Straße, Rechts stand schon ein Auto und wartete auf Grün, da kommt ein zweiter Wagen in hohem Tempo angerauscht, hab ich gar nicht gesehen aber Diana, sie packt mich am Arm und hält mich ruckartig zurück. Natürlich kam das Auto rechtzeitig zum Stehen, aber das konnte Diana nicht wissen, sie dachte dass er uns im nächsten Moment über den Haufen fährt. Man o man, hab mir fast in die Hose gemacht vor Schreck, dabei erschrecke ich gerne andere Leute, doch dieses Mal hat es mich voll erwischt. Schluck Wasser, durchatmen, Zigarette und weiter ging es, Puh. Es ist mittlerweile ca. 13Uhr und die Hohe Straße in Kölle ist um diese Uhrzeit nicht minder überlaufen. Wir treffen Gitte in der Menge wieder, suchen mit ihr einen Shop indem sie ihre eigenen Stöcke kaufen kann und suchen uns gemeinsam eine Tapasbar. Die Bar liegt direkt an der wuchtigen Kathedrale Santa María. In der Bar war ich schon wieder ganz der Alte, eben der Mätes. Und da habe ich mir einen ziemlich üblen Scherz erlaubt, den Diana bis heute nicht weiß, sorry Diana, und zwar gab ich ihr meinen Fotoapparat um Gitte und mich abzulichten. Zur Erklärung: Nach dem Abdrücken bei meiner Casio-Exilim erscheint im Display immer die Meldung "Arbeitet, bitte warten", nur kam bei ihr der Text "Gelöscht". Ich nehme das teil in die Hand und sehe dass Alles in Ordnung ist, Diana dachte aber in diesem Moment das wirklich alle bisherigen Fotos weg sind. So ließ ich sie ein paar Minuten in dem Glauben und sagte dann "Glück gehabt", Alle noch da. Tonnenschwere Steine fielen ihr da vom Herzen. Sorry Diana, het was gewoon een grap. In der Bar gesellt sich ein Pilger aus Speyer zu uns. Ein älterer Herr, etwas hochnäsig, Typ Realschulrektor. "Wo ich schon überall geandert bin und so", bla bla bla. Den Rektor lassen wir dann auch schnell alleine zurück und wühlen uns durch die proppevolle Stadt. Der Weg durch die Stadt ist gut gekennzeichnet. Nach der Altstadt gelangen wir über die Calle Mayor in den Zitadellenpark. Versorgen uns zwischendurch noch mit Lebensmittel für den Abend und morgigen Sonntag und kommen am Stadtausgang zur Universität de Navarra. Hier besorgen wir uns einen Stempel für unseren Credencial wobei uns supernette Estudiantes den Weg durch die gebäude weisen und beobachten währenddesse ein Brautpaar welches hier seine Hochzeitsfotos schießen lässt. Ein sehr hübsches Paar, sie natürlich in weiß mit pechschwarzen langen Harren und er im tollem Zwirn vom Typ her Richard Gere mit 22Lenzen. Dann überqueren wir die Puente del Hierro und wandern entlang einer Landstraße in Richtung Cizur Menor. Nach 30 Minuten und einem kurzen Anstieg sind wir auch schon in der Herberge Maribel Roncal. Der Name des Hauses verdankt die Herberge ihrer Hospitalera, eben Maribel Roncal. Ein sehr alten nette Dame die jeden freundlich begrüßt und sofort auch jeden einzelnen Pilger nach Blessuren befragt. Wenn jemand etwas drückt packt sie sofort ihren erste Hilfe Koffer aus und verarztet ihn, wirklich jeden Pilger. Die Schlange ist groß, doch bei mir ist alles paletti. Hier ist wirklich alles perfekt, eine hundertprozentige Steigerung zu Gestern in Larrasoaña, aber das ist natürlich keine Kunst. 28 Betten gesamt, verteilt auf drei Zimmer, stabile Etagenbetten mit sehr guten Matrazen. Im Hof viele Sitzgelegenheiten, Waschmaschine, Trockner, Getränkeautomat. Gitte, Diana und ich packen alles in die Maschine was wir nicht am Körper tragen, kurz duschen, Tisch gesichert und Tagebuch schreiben. Dose(n) Bier aus dem Automat, Schalke gewinnt in Berlin und jagt weiter die Bayernseppls. So kann´s weitergehen. Am Abend lernen wir Hazel&Christopher kennen, ein englisches älteres Ehepaar welches ihr Haus in England verkauft hatten um sich in der Nähe von Limoges (F) nierderzulassen. Sie sind von Zuhause aus gestartet und erzählen uns von ihrem bisherigen Camino. Spannend und lustig zugleich weil die Beiden sich gegenseitig immer auf den Arm nehmen. Hören sich aber auch unsere Storys an, wobei ich das "Oooh, its so amazing" (sehr lang gezogen) von Hazel im Ohr behalten habe. Sehr nette Frau, aber Christofer hats auch faustdick hinter den Ohren. Hoffentlich treffen wir die Zwei noch öfters wieder. Dianas Freundin ist einen Tag hinter uns. In der Herberge sind Leute aus Korea, England, Oesterreich, Italien, Brasilien,Schweiz, Holland, Spanien und Deutschland. Dann erfahren wir das einer Dame aus Slowenien in Pamplona die Stöcke aus dem Rucksack herraus gestohlen werden, von wegen alles heilig hier.



Als Erster wach und trotzdem der Letzte beim Abmarsch, kann aber noch selber über mich lachen :-) .




Dreckiger, kalter Boden am Morgen als alle anderen Pilger schon weg sind.


Wir verlassen Larrasoaña über die Brücke die den Rio Arga überquert.


Noch ist es etwas diesig, doch die aufsteigenden Wölkchen werden bald von der Sonne aufgelöst.


Herrlich, am frühen Morgen hier zu wandern und mit Diana über "Gott und die Welt" zu plaudern und zu diskutieren.


Dann kam die Sonne hinter den Bergen hervor. Tau auf den Wiesen und die Wolken verschwanden in Nullkommanichts.


Es ist Samstag. Somit machten auch die Spanier ihren Frühsport. Auf diesem schmalen Weg kamen uns Mountainbiker entgegen, im Ernst!!!


Ein Wehr des Rio Arga.


Bis Pamplona nur ein Katzensprung, und das Wetter ist Spitze.


Auf dem Rastplatz die Hosenbeine abgezippt, Apfel gegessen, Wasserflaschen aufgefüllt und auf Pamplona gefreut.


Nach der Pause. Diana ist mir auf den Versen.........fliegender Holländer(in). Unten Rechts der Rastplatz an der Nationalstraße. Es ging ganz gut bergauf.


Auf der Brücke im Vorort Pamplonas kurze Diskussion und dann kam Thomas..............


Uralte Brücke aus dem Mittelalter.


Vorne Links auf der Mauer eine kurze Rast.


Typisches Pilgersymbol am Ende der Brücke. Trinkbeutel und Pilgerstab.


Ob hier Miguel Indurain auch schon Kaffee getrunken hat? Dorfmitte Villava.


Das Stadtwappen von Pamplona. Aus vielen kleinen und großen Muscheln dargestellt.


Das moderne Stadtzentrum Pamplonas zur Rechten.


Hoch entlang der Festungsmauer ging es zum.......


.....Festungstor.


Die Festung. Innerhalb befindet sich die Altstadt.


Lecker Cerveza und Tapas in der Bar.


Schönes Poster zum San Fermin 2009 in der Bar.


HSV-Schal in der Bar. Musste sofort an meinen Freund Thomas denken.


Verwaltungsgebäude der Universität Navarra.


Schild am Stadtausgang Pamplonas. Die Richtung nach Cizur Menor stimmt, und ebenso der Weg zu mir Selbst.


Der Patio unserer Herberge Maribel Roncal. Der Anbau links im Bild war neu und sehr modern.


Diana und Gitte beim Tagebuch schreiben.


Relativ neue Betten, sauberer Fußboden, Regale neben dem Bett. Prima Albergue.


 
   
 
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