Mätes auf dem Weg nach Santiago
  2.Tag
 

23.04. Roncesvalles - Larrasoaña  27,3km

Was sind schon 790km?
Es ist Freitag ganz früh Morgens, quasi mitten in der Nacht. Ich schaue auf die Uhr und es ist erst 03:22Uhr. Durch die Ohrenstöpsel hindurch höre ich die Leute schnarchen. Ich drehe mich zur anderen Seite und das Schnarchen wird lauter obwohl links und rechts auf dem Etagenbett neben mir zwei freie Schlafplätze sind. Das liegt wohl daran das ich jetzt wach bin und jeden Mucks wahr nehme. Na gut, wenn ich schonmal wach bin gehe ich eben runter in den Keller aufs Klo. Meine Zuhause vergessene Stirnlampe wäre nun wirklich mal hilfreich beim Weg durch die Betten. Kurz darauf steige ich wieder hoch ins Bett und stopfe die Stöpsel noch tiefer in die Ohren um das Maximale aus den Dingern heraus zu holen. Nützt aber alles nichts und so bleibe ich wach und drehe mich von Rechts nach Links und wieder zurück. So beschließe ich noch vor 6Uhr den Waschraum aufzusuchen um dem Andrang zu entgehen, bei nur drei Duschen absolut von Vorteil. Ich wieder hoch und Draußen eine Rauchen, es regnet und es ist kalt, na prima. Im Dunkeln losgehen ist auch nicht gerade prickelnd, so talpe ich nochmal in den Keller und werfe 1€ in den Internetterminal. 20min Zeit, Gästebuch lesen, den ersten Tag beschreiben, schwupp stürzt der Uralt-PC ab. Time off! OK, Rucksack gepackt und um 07Uhr gehen Diana und ich los. Das beste Foto des Tages ist natürlich das Kilometer-Schild am Ortsausgang: Santiago de Compostela 790km!!!!! Ich denke mir in diesem Moment: "Über die Autobahn bis nach München und weiter nach Salzburg........., zu Fuß, Du bist bekloppt Mätes!" Nach drei Kilometern erwartet uns das erste gemeinsame Frühstück in Auritz, bestehend aus Café con Leche, Bocadillo con Jamon y Queso, lecker. Klaus und Marie-Luise sind auch schon hier. Draußen kommt Horst und Markus mit seiner Handkarre an. Thomas ist schon ganz früh losgegangen und weit weg. Regenponcho an und weiter gehts. Im Ort verlässt der Camino die Hauptstraße und schlängelt sich als Feldweg durch idyllisches Wald- und Weideland. Nach einer kleine Passhöhe kommen wir nach Aurizberri. Hier kaufen wir unser Tagesproviant in einem Tante-Emma Laden ein. Diana möchte gerne diesen länglichen Käse der in der Auslage liegt und so kaufe ich für uns ein. Mein Spanisch klappt schon wieder einwandfrei. Bis Mittag gehen wir einige leichtere und schwerere Anstiege hinauf und hinab. Der Weg ist nicht sehr wanderfreundlich, dicken Steine auf schmalen Pfaden folgen Rinnsale vom ständigen Regen. Der Rucksack kommt mir sehr schwer vor, viel zu schwer. Ich habe bestimmt zuviele Sachen gepackt und zusätzlich sind die Klamotten von Gestern noch feucht und auch die Sachen am Körper klamm. Die linke Schulter macht mir ein wenig Sorgen. Wir treffen die tapferen Gitte und Gerlinde und suchen uns mitten im Wald eine Lichtung für unser Picknick die wir während einer kurzen Regenpause genießen. Meine Isomatte tut ihren Dienst auf der nassen Wiese. Bis zum ursprünglichen Ziel Zubiri sind es noch circa 7km und es ist erst 13:30Uhr, so lassen wir uns doch mehr Zeit und grüßen und werden von den vorbeilaufenden Pilgern begrüßt. Beim Auspacken unserer Speisen ein lautes Lachen im Wald, der Käse entpuppt sich als langes Butterstück in Form einer Rolle, Diana mag gar keine Butter , so kann ich eben unter dem Jamón Cocido oder der Chorizo ein bißchen Butter schmieren, ist dann auch nicht so trocken. Der Abstieg nach Zubiri ist der Hammer. Ausgewaschene Hohlwege mit Felsen, Wurzeln und rutschigem Boden, ich muss an Markus denken, wie er wohl hier durch kommen will wenn wir "Normalen" schon Probleme Haben. Gegen 15Uhr erreichen wir Zubiri, hier trinken wir einen Kaffee. Doch wir fühlen uns wieder prima, auch weil das Wetter besser wird und gehen weitere 6km bis Larrasoaña. Dort angekommen quartieren wir uns in der Herberge ein. 28Betten, alle sehr eng zusammen gestellt. Im Erdgeschoss sind die Waschräume. Gefällt mir nicht wirklich hier, etwas schmuddelig und im EG nicht verputzte Wände. Unten stehen zusätzlich zwei Betten in denen 2 Frauen aus Slowenien schlafen werden. Jeder Pilger muss an ihnen vorbei wenn er auf die Toilette oder ins Bad geht. Ebenso stehen die Wäscheständer im Raum, eindeutig der ungünstigste Platz der Herberge. Aber für schlappe 6€ kannste eben nicht mehr verlangen. Geduscht und ein wenig ausgeruht, da kommen auch schon Gitte und Gerlinde. So liege ich im Etagenbett unten, links neben mir Diana und rechts Gitte, oben rechts Gerlinde. Mein Bett wird kurzerhand als Massagestation umfunktioniert. Diana hat das Zuhause gelernt und so werden alle unsere Füsse wieder auf Vordermann gebracht. Gitte hat Probleme mit den Knie und braucht unbedingt ein paar Nordic-Walking Stöcke, die kann sie sich Morgen im Pamplona kaufen, außerdem trägt sie viel zu viele Kilos in ihrem Rucksack mit sich herum. Doch bis hierhin schlägt sie sich prächtig. Am Abend kaufen wir uns noch etwas im eigens für Pilger eingerichteten Laden ein und essen dann vor der Herberge. Wäsche von der Leine abhängen, nichts ist trocken und darum kommen die wichtigsten Sachen wieder über den Bettrahmen, um 22Uhr Licht aus und Ende 2.Tag. Morgen erwarten uns nur 15km bis Pamplona. Ein easy Way und Sightseeing ist angesagt. Buenas Noches Amigas.




Gitte und Gerlinde sind schon zum Abmarsch bereit, ich rauche mir die erste Zigarette und muss an Gerlindes Fotoapparat noch Einstellungen vornehmen. Rechts Alfredo, ebenfalls die Sucht am stillen....


Es regnet und ist ziemlich frisch am frühen Morgen als es los geht. Roncesvalles liegt ja immerhin 962m hoch in den Pyrenäen.



Über die 790 Rest-Straßenkilometer darfst Du in diesem Moment gar nicht nachdenken, mit dem Auto ein beträchtliches Stück Weg, und zu Fuß erstmal! Doch zu dieser Zeit bist Du noch voller Energie und Elan und freust Dich eigentlich nur auf den ersten Kaffee.


Pilgergepäck vor dem Café in Auritz.


Horst und Markus mit seinem Wagen vor einer Brücke hinter Auritz.


Wald und Weideland hinter Auritz, leider sehr viel Schlamm wodurch die Schuhe schwerer wurden.


Immer wieder kleine Bäche mit ebenso kleinen Brücken.


Tja, das mussten wir halt durch.


Immer noch in beachtlicher Höhe, daher auch sehr nebelig.


Hier schlossen wir zu Gerlinde und Gitte auf.


Bis zum nächsten Nest nur noch 3,2km.


Wasserflaschen auffüllen an einem Dorfbrunnen in Bizkarreta................


..........mit dem Namen Quelle Camino de Santiago.


Bis zum ursprünglichen Ziel Zubiri nur noch 7,5km.


Unser fürstliches erstes Picknick im Wald. Von links: Chorizo, Wasser, Äpfel, Pan, Butterolle, Camón Cocido.


Der Weg kurz vor Zubiri, es geht schon relativ steil bergab.


Blick zurück zum steilen Pfad herunter aus den Bergen.


Typisches Werbeschild für die Pilger mit Hinweis auf eine Albergue.


Über diese Brücke erreichten wir Zubiri. Der Volksmund nennt die Brücke von Zubiri auch Puente de la Rabia, Brücke der Tollwut. Man glaubte nämlich, von der Krankheit befallene Tiere würden geheilt, wenn sie die Brücke dreimal überquerten.


Kaffeepause mit den drei Damen in Zubiri.......


........in der Straße Camino de Santiago.


Hinter Zubiri auf dem Weg nach Larrasoaña war das Wetter schon merklich besser und wärmer. Das wollte ich ausnutzen um meine klamme Wäsche zu trocknen. Auf dem Bild zu sehen: Oben an den Schlaufen der Stöcke habe ich jeweils eine Socke festgemacht, Links den Regenponcho, in der Mitte mein orangefarbenes Pumashirt und Rechts gut zu sehen ist das blaue Pumashirt verknotet. Quasi ein laufender Wäscheständer.


Die hatten wohl schon ausgediehnt.


Die Herberge in Larrasoaña. Unten schliefen die zwei Frauen aus Slowenien, Oben der Rest der Pilgerschaft.


Blick in den Eingang, hintendurch sieht man die beiden roten Türen zu den Badezimmern.


Oben im Schlafsaal, Wäsche hängt über den Bettgestängen was die Luft nicht unbedingt verbesserte bei der tiefen Decke und 26 Pilgern.


Diana hatte alle Hände voll zu tun um unsere Füße wieder geschmeidig zu massieren. Die Unterseite des oberen Betts war mit ziemlich vielen spitzen Drähten verknüpft, schnelles Aufstehen konnte tiefe Wunden verursachen.

 
   
 
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