Mätes auf dem Weg nach Santiago
  1.Tag
 

22.04. St. Jean Pied de Port (F) - Roncesvalles (E) 27,9km.

Spanien, ich komme.
8Uhr, Fruehstueck war lecker, Lunchpaket im Rucksack und Los gehts. Zusammen mit Gitte und Gerlinde geht es direkt steil bergauf. Es regnet und es ist schwuel warm im Tal. Zur ersten Rast muss ich die Beiden leider in Honto zurück lassen, der Anstieg dorthin ist der steilste auf dem gesamten Camino, ich mache mir echt Sorgen um die Zwei. Auf dem nächsten ebenso sehr steilen Anstieg mache ich in einer Spitzkehre mit toller Aussicht eine kurze Rast und Diana, aus der Herberge, schließt auf. Wir gehen ein Stück zusammen bis ich auch sie hinter mir lasse. Ich fühle mich absolut topfit. In Orrison treffe ich Diana dann wieder, auch Sie musste ihre Freundin zurück lassen. Dort warten wir gemeinsam auf die Anderen, doch Niemand kommt. Diana überlässt Gitte ihr gebuchtes Bett in der Herberge hier (Wir machen dem Hospitalero klar das gleich zwei Frauen kommen die ein Bett brauchen) und wir beide starten durch. Der Weg geht nun etwas sanfter bergauf, die Baumgrenze ist bald erreicht und so soll der Weg bis zum Col de Bentarte in 1308m Höhe, auf 9km Länge bleiben. Wir sind ganz alleine auf der asphaltierten Straße, kein Pilger vor oder hinter uns. Wir suchen uns ein schönes Plätzchen und machen unser erstes Picknick. Die Verständigung klappt wunderbar auf Englisch, Diana spricht ein wenig Deutsch und meine paar holländischen Brocken kommen dazu. Es ist angenehm warm und es regnet nicht mehr. Bald befinden wir uns oberhalb der Wolkendecke und das Panorama ist atemberaubend. Oben am Gipfel müssen wir den Weg nacht rechts verlassen. Der Pfad überquert einen kleinen Pass und wir kommen zu einer winzigen kleinen Schutzhütte. Auf dieser Seite des Berges ist die Landschaft komplett anders. Dichte Wälder bis hinunter ins Tal. Das muss das spanische Baskenland sein. Bald passieren wir den Rolandsbrunnen an dem wir unsere Wasserflaschen noch einmal auffüllen. Hinter dem Brunnen überschreiten wir die spanische Grenze welche ich leider übersehe (Diana sagte mir später das sie das Grenzschild gesehen hatte, hm). Durch dichten Nebel und vorbei an Schneeresten gehen wir weiter. Zu unserer Überraschung geht es noch weiter bergauf, wir dachten das der Pass der höchste Punkt war. So langsam schwinden unsere Kräfte und weil es wieder bergauf geht fällt dementsprechend die Temperatur. Auf dem höchsten Berg des Tages sichten wir in der Ferne zwei Geier wie sie an einem Abhang sitzen. Wir haben vorher noch nie Geier in freier Wildbahn gesehen, schöne Abwechslung. Oben auf dem Pass des Col de Lepoelder angekommen machen wir eine letzte Pause und müssen uns entscheiden ob wir den kurzen schwierigen Weg bis nach Roncesvalles durch einen Wald nehmen oder die asphaltierte Straße benutzen. Ein Münzwurf entscheidet. Durch den Wald. 5km zuerst durch eine Heidelandschaft und dann dichter Wald. Der Nebel lässt nur 20m Sicht zu. Als wir endlich in Roncesvalles ankommen mache ich innerlich drei Kreuze. Ein riesige Herberge mit 100 Betten in einem Raum erwartet uns. Männer links, Frauen rechts und Paare in die Mitte der Bettreihen. Der niederländische Hospitalero will uns in die Mitte verfrachten......, doch ich lande natürlich auf der linken Seite. Die Luft ist stickig. Die Pilger hängen ihre nassen Sachen über die Betten zum trocknen, der Körpergeruch kommt dazu. Nach dem Duschen besuchen wir Zwei unsere erste Pilgermesse und erhalten den ersten Segen. Dann ab ins Restaurant zum Pilgermenü. 100 Pilger müssen erstmal versorgt werden. Wir sitzen zusammen mit Alfredo aus der Herberge in St.Jean an einem großen runden Zehnertisch. Dann gehts Schlag auf Schlag mit den Zufällen. Links neben mir sitzt ein Ehepaar. Wir stellen uns gegenseitig vor. "Klaus und Marie-Luise aus Voerde, ich bin der Martin aus Dormagen". Da ruft der junge Mann mir gegenüber zu: "Du bist der Martin? Ich bin Thomas aus Wolfsburg!" Mit Thomas wollte ich gemeinsam anreisen und laufen, doch der Vulkan hatte ja bekanntlicherweise unsere Pläne durchkreuzt. Thomas war einen Tag vor mir unterwegs und hatte letzte Nacht in Orisson übernachtet. Der Pilger neben Thomas ergreift das Wort: "Martin! Das gibts doch nicht! Ich bin der Markus aus der Nähe von Karlsruhe" Markus hatte mir letzten Sonntag ins Gästebuch geschrieben. Ja, so saßen wir nun da und diese Pilger sollten mich bis ans Ende des Weges teilweise begleiten. Diana, Alfredo, Marie-Luise, Klaus, Thomas, Markus und neben Markus war ebenso noch Horst dabei. Er lief mit Markus ein großes Stück gemeinsam. Nach dem Menü noch ein Bierchen und dann zurück zur Herberge. In der Herberge sind doch tatsächlich auch Gitte und Gerlinde angekommen und erhielten zwei der letzten Betten. Man, war ich erleichtert. Da erzählen die Zwei was ihnen passiert ist. Oben am Pass als man den Weg verlassen muss und über die Wiese gehen soll übersehen sie die Schilder und laufen weiter geradeaus. Der Nebel ist einfach zu dicht. Irgendwann gehen sie nicht mehr weiter, haben sich völlig verlaufen. Da kommt ihnen ein Mopedfahrer entgegen. Sie halten ihn an und flehen ihn an um zu helfen, ohne ein Wort spanisch zu sprechen. Da gibt er ihnen zu verstehen das sie hier warten sollen. Nach einer geschlagenen Stunde, zu diesem Zeitpunkt sind wir schon in der Messe, kommt er wieder zurück. Mit einem Auto, auf dem Rücksitz mit dabei ist ein 2jähriges Kind. Er brachte die Beiden dann mit einem 30km Umweg nach Roncesvalles und wollte natürlich keinen Cent dafür. Großartige Geschichte. Wow. Um 22Uhr geht das Licht aus und eine unruhige Nacht beginnt.




Beim Aufbruch am Morgen fängt es pünktlich an zu Regnen.


Durch die Eglise Notre Dame de St. Jean Pied de Port gehts in Richtung Berge auf der Route Napoléon über den Iba
ñeta-Pass.


Die Hosenbeine schon abgezippt, es war schwül warm und sehr nass.


Gitte und Gerlinde brauchen eine Pause, so trennen wir uns und ich gehe weiter.


Ich mache eine Fotopause und Diana schließt auf.


Panoramafotos im Regen.


Infotafel auf dem Weg nach Orisson..................


.........mit der Beschreibung der Aussicht und einem Etappenplan bis Santiago.


Kurz vor Orisson hört der Regen auf.


Nachdem wir vergeblich auf die Anderen gewartet haben müssen wir weiter.


Immer höher in die Pyrenäen hinein.


Unser erstes gemeinsames Picknick beim Aufstieg zum Pass. Um die 4Std trafen wir keine Menschenseele, nur Kühe und Pferde. Dieses Bild habe ich per Selbstauslöser geschossen. Beim hektischen Hinsetzen bin ich ausgerutscht und beinahe auf das Heumagazin aus Beton gefallen weil alles glitschig und nass war. Da hätte die Reise fast ein schnelles Ende gehabt...........


Die Aussicht war einfach fantastisch.


Über den Wolken.


Pferde kurz vorm Pass. Alle frei laufend und mit Glocke um den Hals, wie die Kühe. Ich schätze mal damit der Hirte seine Tiere wiederfindet. Denn die ganze Zeit lang hörten wir das Glockengeläut.


Rechts über die Wiese in Richtung Roncevalles. Im späteren dichten Nebel gingen Gitte und Gerlinde hier weiter geradeaus und verliefen sich.


Dichter Nebel immer wieder.


Der Mätes in der Schutzhütte am Pass.


Hinter dem Pass müssen wir unsere Wasserflaschen dringend auffüllen.........


......am historischen Rolandsbrunnen.


Schneereste beim Abstieg.


Beim Abstieg verwandelt das Tauwasser den Weg in einen Bach.


Auf der spanischen Seite der Berge urplötzlich wieder Wälder im Gegensatz zur kahlen Hügellandschaft auf der französischen Seite. Das Laub war wie ein weicher Teppich so tief, aber mühsam zum Gehen besonders wenn die Kräfte langsam nachlassen.


Ankunft in der Herberge in Roncesvalles. Links die Männer, in der Mitte gemischt und Rechts an der Wand die Frauenbetten. 100Betten an der Zahl.


Unsere erste Pilgermesse.


Vorm offiziellen "Lichtaus" der Blick aus meinem Bett. Nasse Sachen die zum Trocknen über den Betten hängen und Gerüche aller Art.

 
   
 
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