Mätes auf dem Weg nach Santiago
  13. Tag
 

07.08.  Negreira - Olveiroa  33,2km

Galicien pur.
Dadurch das wir erst gegen 23:30Uhr eingeschlafen sind und auch in den frühen Morgenstunden die spanische Frau mit ihren lauten Schuhen den Schlafsaal weckt, stehen wir um halb sechs auf. Immerhin erwartet uns eine sehr lange Etappe bis Olveiroa, da kann es nicht schaden im Dunkeln zu starten. Die überaus nette Frau am Empfang hatte uns gestern in einer privaten Herberge des Ortes zwei Betten reserviert, also konnten wir uns relativ lange Zeit lassen. Um 06:00Uhr beginnen wir mit der Wanderung und gehen durch das nebelverhangene Negreira. Die spanische Stöckellatschenfrau und ihr Partner sind ein paar Meter vor uns. Die Stadt schläft noch, noch kein Wagen auf den Straßen, geschweige denn Fußgänger. Direkt hinter dem Ortsschild beginnt auch schon wäldliches Gebiet an einer Kreuzung. Hier suchen wir gemeinsam mit den Spaniern für ein paar Minuten den gelben Pfeil, im Dunkeln gar nicht so einfach und da mein Outdoorwanderführer nur bis Santiago ausgelegt ist hilft er uns auch nicht mehr. Kaum gehen wir in den finsteren Wald kommt uns ein Pilger entgegen. Es ist der bärtige junge Mann von gestern. Er ist einige hundert Meter zurück gegangen weil dort keine Pfeile mehr zu finden sind. So gehen wir nun zu Fünft denselben Weg in der Richtung aus der er kam und finden an einer Gabelung einen kleinen Pfeil, hinter Blättern an einem Baum versteckt. Kurz darauf stoßen wir auf einen umgestürzten Baum der uns Allen den Weg versperrt. Gemeinsam leuchten immer jeweils vier Leute die Kletterpartie des Fünften durchs Unterholz aus so dass am Ende alle wohlbehalten den Weg in Richtung Westen fortsetzen können. Es fängt langsam an zu dämmern, die Strecke steigert sich von schön bis fantastisch. Hügelig, wenige Häuser, Nadelwald, ein Farnfeld mit tollem weichen Boden. Hinter uns geht die Sonne in grandioser Schönheit auf und lässt die Wolken einfach im Tal liegen. Ein wunderbares Panorama, egal in welche Richtung man sieht. Der junge Mann mit Bart heißt Mario, kommt aus dem Burgenland, arbeitet zurzeit in Wien und ist in St.Jean Pied de Port gestartet. Rosalie geht ein paar Meter hinter uns und ich unterhalte mich mit Mario über das Erlebte auf den Caminos. Die insgesamt 12,5km bis zum Kaffee in Vilaserío vergehen wie im Flug, wir quatschen und Rosalie macht tolle Fotos der Landschaft. Nach dem Frühstück bleibt die Landschaft sehr weitläufig zwischen den einzelnen Siedlungen. Marios Gang ist einfach zu schnell und er geht schon ´mal vor. Wir befinden uns in der Xallas, einem Hochplateau mit dem Monte Aro und seinen 561 Metern als höchste Erhebung weit und breit. Auf diesen Berg gehen wir fast zwei Stunden ständig drauf zu. Durch die sanfte Steigung glauben wir ewig dafür zu brauchen. Vorbei an Bauernhöfen mit Viehzucht oder Milcherzeugungsbetrieben, immer auf asphaltierten Feldwegen oder Dorfstraßen. Wir umkreisen den Monte Aro auf 400 Metern Höhe und bekommen dafür einen sagenhaften Blick auf die Landschaft welche wir hinter uns gebracht haben. Direkt hinter dem Bergkamm erwartet und die Sicht auf den Fervenza-Stausee. Der Himmel zieht sich langsam mit Wolken zu, bleibt aber trocken. Im Tal angekommen treffen wir Mario. Unter einem Baum eine kurze gemeinsame Pause und gemeinsam geht’s zum Endspurt nach Olveiroa. Mehr als 7 Stunden sind wir schon unterwegs und noch knappe 10km liegen vor uns. Bis zum Ziel geht es immer ganz leicht bergab durch Felder und kleine Bewaldungen. In Ponte Olveira überqueren wir den Rio Jallas, der es ebenso wie wir nicht mehr bis zum Meer hat. Noch 2km Landstraße und wir biegen in nach links in Olveiroa ein. Nach ein paar Metern kommt auf der rechten Seite auch schon die private Herberge in der wir für 11€ jeweils ein Bett reserviert haben. Doch vielleicht haben wir Glück und kommen in der öffentlichen Unterkunft unter. Und genauso ist es auch. Rosalie, Mario und ich können aus den letzten vier Betten wählen. Leider allesamt Oben in den Etagenbetten, aber für 5€ kann man nicht meckern. Zumal die Herberge ein sehr schön renoviertes altes Gebäude ist, welches in zwei Teilen mit insgesamt 34Betten verteilt eine gemütliches Flair ausstrahlt. Der Hospitalero kommt, wie in anderen Herbergen, erst gegen 18Uhr. Zeit zum Duschen und ausruhen. Ein paar Wenige hatten noch Glück, doch als wir uns waschen wollten gab es keine Wasser mehr, im gesamten Dorf, auch nebenan in der einladenden Bar. In dieser Goldgrube trinken wir in großer Runde ein paar Bierchen und erfahren von welchen Wegen die Pilger hier zusammen kommen. Der Via de la Plata ist dabei, ebenso der Camino del Norte, der Primitivo, natürlich der Camino Frances. Vom Caminho Português sind wir die Einzigen. Ein netter Erfahrungsaustausch folgt und eine warme und günstige Mahlzeit dazu. Auch nach dem Essen dem gibt es noch kein Wasser, dann machen wir halt ungeduscht unseren Nachmittagsschlaf. Nachdem der Herbergsvater allen Pilgern den Stempel im Credencial gegeben hatte kommt tatsächlich wieder Wasser aus dem Hahn. Doch mittlerweile ist es schon spät und die Schlange im Herrenbad zu lang. Das Wasser steht in dem 4qm kleinen Raum in Tröpfchenform in der Luft, es herrscht eine Luftfeuchtigkeit nahe der 100% Marke, duschen unmöglich, der Boden ist triefendnass. So werden heute Abend nur die Zähne und das Gesicht ordentlich gepflegt. Bier und Rotwein ist ein prima Schlafmittel, noch weit vor zehn Uhr legen wir uns zum Schlafen in die Betten. Renoviert heißt nicht gleich restauriert. Als längst Schlafenszeit herrscht duschen immer noch Frauen in deren Badezimmer welches sich auf unserer Etage befindet. Leider sind die Türen sehr hellhörig und die alten Wasserleitungen in den Wänden rauschen wie ein alpiner Sturzbach durch die Rohre. Junge Frauen föhnen dazu ihre noch feuchte gewaschene Wäsche das an ein ruhiges Einschlafen nicht zu denken ist, trotz Ohrenstöpsel. Bis irgendwann Leo, ein netter Kerl aus Berlin, der Kragen platzt und dem Ganzen mit ein paar bestimmten aber freundlichen Worten ein Ende setzt. „Leo for President“, gute Nacht.









































































 
   
 
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