Mätes auf dem Weg nach Santiago
  Anreise
 

Es ist der 21.04.2010 und die Anreise beginnt. Um 5:15Uhr wurde ich freundlicherweise von meinem Wecker aus dem Pilgertraum gerissen, dabei hätte ich noch locker bis 9Uhr weiterschlafen können, denn gestern Abend standen auf einmal Schmacko, Marc und Kitty (drei gute Kumpel) mit einer Kiste Reissdorf vor der Tür. Egal, Brötchen holen und schmieren, bei den Eltern verabschieden fiel damit aus. Heute Morgen dann schnell zum Bäcker, auf dem Rückweg bei den Eltern verabschiedet. Zwischen durch traf ich noch Bernd der sich dann angeboten hatte mich auf seinem Weg zur Arbeit am Dormagener Bahnhof abzusetzen. Jaqueline konnte dadurch liegen bleiben. So bin ich dann 5Minuten vor 7Uhr in Dormagen angekommen, Ticket ziehen und um 7:01Uhr die Regio nach Kölle. Bei jeder roten Ampel bekam ich schon Schweißperlen auf der Stirn, und so richtig nüchtern war ich auch noch nicht. Um 7:44Uhr fuhr dann der Thalys pünktlich in Köln ab. Im Zug machte ich Bekanntschaft mit einem irischen Geschäftsmann der die letzten Tage in Köln wegen des Vulkans fest hing. Der gute Mann hat in Paris noch weniger Zeit um zum nächsten Bahnhof zu kommen und kennt sich überhaupt nicht aus. Ich überlasse ihm meinen Metroplan, gebe ihm den Tipp das er sich wie ich auch im Bistro des Thalys sein Metroticket kaufen kann und wir unterhalten uns sehr nett. Ich hoffe er hat seine Fähre in Cherbourg noch rechtzeitig erreicht um damit nach Irland zu schippern. Im Thalys herrscht absolutes Rauchverbot, so steige ich an jedem Bahnhof kurz aus und rauche, verbotenerweise, auf dem Bahnsteig. In Paris-Nord komme ich mit 5 minütiger Verspätung an. "Good Journey" von mir und "Nice to meet you" vom Iren. Raus aus dem Zug und runter zur Metro. Vor der Schleuse im U-Bahnhof steht eine Dame im Pilgeroutfit vor mir, auch ziemlich unruhig und nervös. Gerlinde aus Düren. Nach dem Motto "Vier Augen sehen mehr", tun wir uns zusammen und suchen die Linie 4. Nette Franzosen helfen uns auf Nachfrage und wir besteigen die museumsreifen uralten Aluminiumwaggons der Metro. Nach ein paar Minuten sind wir auch schon in Montparnasse. Hier war die Suche nach dem TGV etwas hektischer und aufgeregter aber trotzdem finde ich noch Zeit um mir vor dem Bahnhof schnell eine zu Rauchen. Nun fährt der Zug schon zwei Stunden durch das schöne Frankreich. Das Wetter ist gut und die Aussicht beruhigend. Ich habe einen Platz in einer Vierersitzgruppe gemeinsam mit einer kleinen Familie. Oma, Mama und Sohn. Weiter Vorne im Zug macht eine Schulklasse, 13 - 14 Jahre, Radau. Die Knirpse, Jungen und Mädels, haben alle ein T-Shirt mit "I like Paris" an, ich schätze Mal das sie auf Klassenfahrt waren. Die jungen Mädchen haben dermaßen schwere Hartschalenkoffer dabei das sie beim Einsteigen in Paris ihren Gepäckstücke nicht alleine auf die Ablagen hochgewuchtet bekommen. Jeden Zweiten Koffer hebe ich dann hoch und bekommen ein paar Menge "Mercis" zugeworfen. Wenn ich nicht geholfen hätte stünden wir jetzt noch in Paris.... Während ich im Wagen 20 sitze ist Gerlinde in Nr. 17 untergekommen. Sie hat zufälligerweise das gleiche Ziel wie ich, die Herberge L´Esprit du Chemin in St.Jean Pied de Port. Soeben hielt der TGV in Angloume, schnell raus und eine Zigarette genossen. Schätze mal dass es Draußen 25° warm ist. Mir ist ziemlich langweilig und so beobachte ich meine Mitreisenden. Der Sohn (ca. 10Jahre) liest Roald Dahl, "Charlie in der Schokoladenfabrik" und popelt dabei in der Nase. Oma und Mama lesen selber und merken nichts. Schräg Links gegenüber zieht sich ein älterer düster dreinschauender grauer Mann eine 4€ teure Bierdose aus dem Bistrowagen rein. Noch 2Std und 45Minuten bis Bayonne. Aus meinem MP3-Player höre ich "Perfekt-Himmelblau-Breit" von den Ärzten. Passt ja fast genau, nur breit werde ich heute und in den nächsten sechs Wochen sicher nicht sein. Je weiter der Zug in den Süden kommt umso schöner wird die Landschaft. Zurzeit sieht man viele Weinberge, und der Baustil der Häuser ähnelt doch sehr dem in Spanien. Stopp in Bordeaux, Raucherpause auf dem Nichtraucherbahnsteig. Nächster Halt ist Dax, nur noch eine Stunde bis Bayonne. Hinter Bordeaux besteht die Gegend nur noch aus Kiefernwäldern, sehr eintönig. Der Sohnemann musste gerade auf die Toilette, kommt nach fünf Minuten zurück, flüstert seiner Mama etwas ins Ohr, sie holt daraufhin Feuchttücher aus der Tasche und verschwindet dann mit ihm aufs Klo. Na Hut ab! In der Nase popeln, schlaue Bücher lesen und dann so was. Vor den Franzosen brauchen wir bei der WM keine Angst zu haben. Vive la France. In Fahrtrichtung Links kann ich die Pyrenäen erkennen, mächtiges Gebirge. In 15Minuten ist Bayonne erreicht, dann heißt es den Bus zu finden der die Pilger nach St.Jean bringt. Normalerweise fährt auch ein Zug dorthin, aber die Bahngleise werden zurzeit erneuert. Hindernisse über Hindernisse um überhaupt zum Start zu gelangen, doch mittlerweile denke ich dass alles zu meinem Camino dazugehört und der Start schon längst hinter mir liegt. Nämlich von dem Moment an dem ich beschloss mich dieser Prüfung zu unterziehen. In Bayonne geht mir doch Gerlinde verloren! Als sie bemerkt dass wir in Bayonne sind ist es zu spät zum Aussteigen und sie fährt weiter bis Hendaye. Dort hat sie aber Glück und besteigt einen TGV der gerade in die umgekehrte Richtung fährt. Ohne Fahrkarte. Auf der gesamten Fahrt von Paris bis Bayonne kam nicht einmal ein Schaffner und ausgerechnet Sie wird auf den paar Kilometern zurück kontrolliert. Später erzählt sie mir dass sie ganz böse zurechtgewiesen wurde und mit Glück keine Strafe zahlen musste. Im Bahnhof sehe ich zum ersten Mal Diana. Gemeinsam mit Willeke kauft sie ihre Bustickets. Vor dem Bahnhof spreche ich die Beiden locker an und auch sie müssen in die gleiche Herberge. Im Bus treffe ich dann noch die liebe Gitte. In St.Jean angekommen suchen wir gemeinsam unsere Herberge und beziehen unsere Zimmer. Der herzliche Empfang durch Arno nimmt jede Nervosität. Ich bezieh mein Achtbettzimmer mit Diana und Willeke. Nach einer erfrischenden Dusche betrete ich den Innenhof.  Ich bin nicht der Erste hier. Alfredo sitzt in der Sonne und bietet mir den Aschenbecher an. Ich stelle mich ziemlich unbeholfen an und finde keine Worte der Begrüßung, nur ein Nicken. Die Aufregung der Anreise und die innerliche Aufgewühltheit ist wohl schuld daran, ich bin doch sonst nicht auf den Mund gefallen. Nach und nach füllt sich der Patio. Ich nehme einen guten Platz ein. Links Gitte und Gerlinde, rechts sitzt Diana neben mir. Arno begrüßt alle in ihren Sprachen und eine kleine Vorstellrunde beginnt indem jeder erzählt wo er oder sie herkommt. Dann essen wir unser erstes Pilgermenü. Nach dem Essen gehe ich noch mit Gerlinde und Gitte ins Pilgerbüro gegenüber und wir lassen uns den Pilgerausweis ausstellen. Eine unruhige Nacht folgt, in der ich vor lauter Aufregung kaum schlafen kann. Ich bin angekommen.




Mit Schmacko, Kitty und Marc am Vorabend nachdem wir die Kiste Reissdorf geleert hatten.


Nach 5Std und 45Minuten Zugfahrt, kurz bevor ich in Bayonne aussteige.


Herrlich warmes Wetter vor dem Bahnhof Bayonne.


Einer dieser Busse brachte uns nach St.Jean Pied de Port.


Endlich in den Pyrenäen angekommen.


Mit Gitte und Gerlinde auf dem Weg zur Herberge.


Durch das Südtor wird am nächsten Tag der Camino starten.


Die Herberge L´Esprit du Chemin.


Der Patio mit den schon gedeckten Tischen.


Der Wegweiser zeigt die Richtungen in alle Welt.


Rotwein gehörte zu jedem Pilgermenü dazu. Alfredo schon an meiner Seite.


Ohne es zu wissen saß meine Gefährtin der nächsten neun Tage neben mir.


Nach dem Essen halte ich endlich meinen Pilgerasweis in der Hand, und der erste Stempel ist auch schon drin.


Achtbettzimmer mit Diana.


20.04.2010:
Unten beschriebene Anreise hat sich ja aus bekannten vulkanischen Gründen erledigt. Meine Anreise sieht zur Zeit so folgendermaßen aus: Am 21.04. um 07:44Uhr mit dem Thalys von Köln nach Paris-Nord. Ankunft hier um 10:59Uhr. Runter zur Metro und mit der Linie 4 zum Anschlussbahnhof Paris-Montparnasse. Der TGV startet um 12:05Uhr in Richtung Bayonne. Ankunft in Südfrankreich ist 17:15Uhr. Um 18Uhr fährt ein Bus (weil die Bahnstrecke bis zum Juni 2010 instandgesetzt wird) nach St. Jean Pied de Port. In der Herberge L`Esprit du Chemin (www.espritduchemin.org) wird extra mit dem Abendessen auf mich gewartet, Ankunft hier ca. 19:35Uhr. Anschließend wollen Arno und Huberta (die Gastwirte) noch mit mir ins Pilgerbüro um mir den Credencial inklusive erstem Stempel zu besorgen. Die erste Etappe am Folgetage werde ich dann auf den anderen Seiten beschreiben.

Am 21.04.2010 um 06:30Uhr ab Weeze mit Ryanair nach London Stansted (Direktflüge nach Biarritz zu teuer). In London muss ich ein wenig warten bis der nächste Flieger nach Südfrankreich um 12:15Uhr Ortszeit startet. In Biarritz werde ich hoffentlich pünktlich um 15:05Uhr (Ortszeit) landen. Dann wirds kompliziert. Am Flughafen muss ich den Bus finden der mich nach Bayonne bringt um dort den Zug nach St.Jean Pied de Port zu besteigen. Und das alles ohne ein Wort Französisch in meinem Repertoir. Ich schätze mal das noch mehr jecke Pilger unterwegs sein werden, an die werde ich mich einfach halten. Am späten Abend werde ich dann in den Pyrenäen sein. Hier werde ich sofort das Pilgerbüro aufsuchen um mir den Pilgerpass ausstellen zu lassen. Um diese Uhrzeit sind erfahrungsgemäß die meisten Herbergen schon belegt, d.h. das ich mir ein Hotelzimmer oder eine Pension suchen werde. Vielleicht sollte ich das auskosten denn danach warten ja die zügigen Herbergen auf mich mit den Schlafsälen indem jede Menge Gerüche und Schnarcher einem die Nacht versüßen.

 
   
 
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